sueddeutsche.de München
 19.08.2003

Foto: Muffathalle

 

Tom & Jerry

Seelenbalsam Schadenfreude

Die Muffathalle zeigt drei Abende lang „Tom & Jerry“ – und tut seinen erwachsenen Besuchern dabei Gutes.

 
 

Foto: Muffathalle

 

Irgendwann kommt immer ein Bindfaden ins Spiel, mit dem Jerry den nichts ahnenden Tom an einen Amboss, eine Rakete oder den Fressnapf von Dogge Spike knüpft. Durch Lüftungsschlitze, unter Türritzen und über Dächer wird der Kater dann gezogen und gequetscht. Meistens landet er am Ende platt, zerzaust und mit tanzenden Sternen vor den Augen auf dem Asphalt, zwei Sekunden später kommen Amboss, Rakete oder Dogge Spike hinterher, und weiter geht’s. So oder so ähnlich verlaufen sie alle, die Kurzfilme über den Alltag des blauen Katers und seiner Nemesis, der braunen Maus.

Ob sie den Alltag der beiden Zeichner William Hanna und Joseph Barbera spiegeln, weiß man nicht. 1940 pinselten sie für MGM die ersten Katz- und Maus-Spiele auf die Kino-Leinwand. Sie erfanden damit eines der erfolgreichsten Zeichentrick-Paare der Filmgeschichte, deren Abenteuer mit acht Oscars ausgezeichnet wurden.

Als Hanna und Barbera 1957 MGM verließen, wurden einige Episoden in der Tschechoslowakei produziert. Deren Aussehen verursachte bei den Erfindern ähnlichen Kopfschmerz wie der Amboss auf Toms Kopf. Deshalb kauften sie 1975 die Rechte und produzierten selbst neue Episoden.

Mehr als 60 Jahre lang hindert Jerry den faulen Tom nun schon daran, seinen Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen: auf seinem weichen Kissen dösen und fressen.

Immer noch haben Katz und Maus eine große Fangemeinde – gerade unter Erwachsenen. Darüber machen sich längst Fachleute Gedanken. Markus Achatz zum Beispiel, vom Institut für Pädagogik der Universität München. Der sieht in dieser Begeisterung Erwachsener eine Reminiszenz an die gute alte Zeit: „Zeichentrickfilme von früher anzusehen, bereitet Erwachsenen ein Wohlgefühl, weil sie sie an die behütete Kindheit erinnern.“ Außerdem gehe eine beruhigende Wirkung von Figuren aus, die einen schon das ganze Leben lang begleiteten.

Nichts anderes als Beruhigungsmittel sind sie also, die Ambosse, Raketen und Doggen. Vielen Dank für die Blumen.

Mittwoch, 20. August: Der Film
Donnerstag, 21. August: Ihre größten Jagdszenen
Freitag, 22. August: Die besten Episoden
Muffathalle, Terrasse und Halle
Einlass 20 Uhr, Beginn 21 Uhr, Eintritt frei


 

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