Rolf Kalmuczak

 

 

Rolf Kalmuczak gilt als der erfolgreichste deutsche Schriftsteller. Doch sein Name ist völlig unbekannt. Kein Wunder, denn er hat so viele andere angenommen, vielleicht auch, weil er seinen eigenen für nicht besonders marktgerecht hält. Eine kleine Auswahl: Joe Adler, Ralf Berger, Ray Carson, Jerry Cotton, Mike Donner, Tony Lambert, Ross Randall und so weiter. Im ganzen sind es mehr als 100 Pseudonyme.  Nur einmal war ein weibliches dabei. Als Helga Fechner verfasste er Familientragödien wie "Meine böse Schwiegermutter". Aber zur Frau hat Rolf Kalmuczak nach eigenen Angaben kein Talent. Da ist er schon lieber Stefan Wolf, der Autor der Jugend-Krimiserie "TKKG". 15 Millionen Bücher wurden davon verkauft, mit 25 Millionen Hörspielcassetten und CDs hält er den Weltrekord in der Sparte Jugendhörspiele, und dies ausschließlich in deutscher Sprache. Die Produktion von 2700 Kriminalstorys hat ihn außerdem ins Guiness-Buch der Rekorde gebracht.
Die vielen Künstlernamen Kalmuczaks hatten ursprünglich einen einfachen und pragmatischen Grund. Der Vielschreiber war längere Zeit bei mehreren großen Illustrierten gleichzeitig unter Exklusivvertrag. Und die einzelnen Redaktionen durften natürlich nichts voneinander wissen.

Geboren wurde der Autor 1938 am Ostersonntag, "als der Schnee meterhoch vor meinem Harzer Elternhaus lag. Seitdem reagiere ich empfindlich auf Kälte". Deshalb wohnt er auch in einem oberbayrischen Ort mit dem längsten Winter und schneereichsten Sommer. Kalmuczak war ein Grundschüler, der Probleme mit der Rechtschreibung hatte und ein Gymnasiast mit vielen Ideen und noch mehr Ausreden. Als 12-jähriger konnte er Winnetou Band 3 auswendig - auch rückwärts - aufsagen. Juristerei hätte er lernen können, Zahnarzt werden sollen, aber er studierte dann lieber drei Semester Germanistik. Doch der akademische Betrieb war seine Sache nicht. "Akademiker haben keine Tinte im Blut", stellte er einmal fest. Umgekehrt interessiert man sich heute an der Universität für seine Bücher. Über 40 Seminararbeiten zum Thema Kalmuczak liegen bereits vor. So wurde zum Beispiel das Frauenbild des Autors untersucht. "Ich komme gar nicht schlecht weg", erzählt er, "denn Gaby ist sehr modern." Gaby ist das mutige, aufgeweckte und sehr kameradschaftliche Mädchen aus TKKG. Als reales Vorbild diente Kalmuczaks eigene Tochter.

Was das Schreiben und die Literatur anlangt, orientierte sich Kalmuczak in seinen Anfängen als Autor an literarischen Vorbildern wie Raymond Chandler und Erich Maria Remarque, pflegt aber seit langem nur seine eigene Dramaturgie und seinen eigenen Stil. Ganz besonders schätzt er Tom Wolfe und Joseph von Eichendorff. Bei den meisten anderen Autoren wisse er nämlich bereits nach einigen Seiten, wie er das Buch zu Ende bringen würde. Am liebsten hätte er ja den "Tom Sawyer" geschrieben, doch da ist ihm leider Mark Twain schon vor über hundert Jahren zuvorgekommen. Mit Mark Twain hat er jedoch eines gemeinsam: wie er hat auch Kalmuczak lange als Journalist gearbeitet, bevor er Lektor und Autor der Jerry-Cotton-Reihe wurde.

Der Schriftsteller Kalmuczak versteht sich als Kunsthandwerker und ist dabei Perfektionist. Papierende Dialoge sind verpönt. Bilder müssen stimmen. Er schätzt einfache, direkte Sprache und spannende Handlung - nicht umsonst hat er viele Krimis geschrieben. Sein Ziel ist es, die jungen Leser zu unterhalten und zu fesseln. Und er will verstanden werden, ein Bedürfnis, das er bei Autoren der so genannten anspruchsvollen Literatur gelegentlich vermisst. Nicht zuletzt geht es ihm darum, seinem jungen Publikum Wertmaßstäbe mitzugeben. Zum Beispiel: Mut und Verlässlichkeit. Negative Figuren in seinen Geschichten sind oft unter anderem dadurch charakterisiert, dass sie sich einen Zigarette anzünden. Darüber hinaus sind ihm (auf den ersten Blick so altmodisch erscheinende) Begriffe wie "Treue" wichtig. Seine Helden leben "Kameradschaft" und bemühen sich um einen guten Umgang mit den Mitmenschen. Aber sie haben vor Erwachsenen nur Respekt, wenn diese ihnen mit guten Argumenten kommen. Und vor allem mischen TKKG sich ein, wenn irgendwo Unrecht geschieht. Die Themenschwerpunkte sind: Tierschutz, Umwelt, die Auseinandersetzung mit den Rücksichtslosigkeiten des Alltags und der Benachteiligung von alten Menschen, Schwachen und Randgruppen. TKKG stehen für das Miteinander in einer Gruppe. Tim (T) ist die dynamische Leitfigur, der "Robin-Hood-Typ", dann gibts den superklugen Karl (K), genannt "der Computer", den Antihelden Willi Sauerlich, Spitzname "Klößchen" (K), und ein Mädchen: die Gaby (G). Alle sind 14 Jahre alt und dick befreundet - jegliche Erotik fehlt, aber Zärtlichkeit zwischen Tim und Gaby ist angesagt. Die Fälle werden gelöst mit und ohne Hilfe von Erwachsenen. Dass Kalmuczak mit diesem Konzept die Sehnsüchte vieler junger Menschen erfüllt, beweisen seine Auflagen.

Rolf Kalmuczak kann sein Leben als freier Schrift-steller nur deshalb so erfolgreich meistern, weil er nicht nur über ungewöhnliche Kreativität verfügt, sondern ein überaus harter Arbeiter ist. Er schreibt, wenn Termine drängen, täglich von etwa 16 Uhr bis Mitternacht. Seine Arbeit meidet das Tageslicht, die Vorhänge bleiben auch nachmittags geschlossen. Um sich beim Schreiben maximal konzentrieren zu können, verstopft Kalmuczak überdies die Ohren: "Ich horche nach innen". Der "totale Alleinmacher" hält sich durch regelmäßiges Fitnesstraining in Form. Zum Jugendbuch ist Rolf Kalmuczak übrigens erst mit 42 gekommen: "Vorher fehlte mir die erforderliche Reife." Mit TKKG hat er eine der erfolgreichsten Jugendbuch-Reihen ins Leben gerufen.

Rolf Kalmuczak

Geb. 1938

War Redakteur bei Tageszeitungen, freier Mitarbeiter beim STERN, Lektor und Autor der Jerry-Cotton-Reihe, hat seit 1966 mehr als 100 Pseudonyme benutzt, 160 Jugendbücher geschrieben, 2700 Kriminal-storys für Illustrierte, 36 Drehbücher, 170 Taschenbuch-Krimis,200 Heftromane, und TKKG, eine der erfolgreichsten Jugendbuchreihen.

 

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