Trauer um Hans Clarin
Der Schauspieler und Synchronsprecher Hans Clarin ist tot.
Clarin, dessen Stimme für mehrere Generationen untrennbar
mit dem Kobold Pumuckl verbunden ist, starb vergangenen Sonntag kurz vor seinem 76.
Geburtstag in Aschau.
Der
Kobold Pumuckl und seine Stimme
Photo
Bayerischer Rundfunk
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Vielleicht hat er den Tod kommen gespürt, der
lebenslustige und bis zuletzt unermüdlich arbeitende Volksschauspieler, doch
seine Fans traf der viel zu frühe Tod Clarins völlig unerwartet: Am
vergangenen Sonntag verstarb der 75-Jährige im Kreis seiner Familie in Aschau
am Chiemsee - dort wird das Multitalent auf eigenen Wunsch am Donnerstag beigesetzt.
In Bayern hatte Clarin früh Wurzeln geschlagen. Einen Jugendtraum
erfüllte er sich mit dem Kauf des gut 400 Jahre alten Moserhofs im Chiemgau,
der vor allem in den letzten Jahren zum Ruhepool im sonst rastlosen Leben
des omnipräsenten Schauspielers geworden ist. Dort verbrachte Clarin,
der in seiner Jugend ursprünglich Landwirt werden wollte, jede freie
Minute mit seiner dritten Frau Christa Maria Gräfin
von Hardenberg und seinen Tieren.
1929 als Sohn eines Beamten in Wilhelmshaven geboren,
besuchte Clarin nach dem humanistisch-musischen Gymnasium von 1946
bis 1948 eine Schauspielschule. Zwei Jahre später gab er in
München sein Debüt in Grillparzers Weh dem, der lügt und bekam 1952
ein Engagement am Bayerischen Staatsschauspiel. Es folgten zahlreiche
Auftritte am Theater und Rollen in über 100 Fernsehfilmen und -serien,
die ihn zu einem der bekanntesten und beliebtesten Nachkriegsschauspieler
Deutschlands machten.
Seine herausragende Schauspielkarriere wurde
durch die Sprecherrolle des Pumuckl auf besondere Art gekrönt.
Auf der Suche nach einer passenden Stimme für ihren kleinen Kobold
entdeckte Ellis Kaut Anfang der 60er Jahre im Schallarchiv eine Aufnahme
von dem jungen Allroundtalent und war sich sofort sicher - diese
schrille Stimme ist wie für den Pumuckl geschaffen. So vertonte Clarin für
das Kinderprogramm des Bayerischen Rundfunks zusammen mit Alfred Pongratz
die lustigen Geschichten aus der Schreinerwerkstatt des Meister
Eders. Da diese ersten Aufnahmen in unvergleichlicher
Weise die Münchnerische Lebensart im Lehel der
50er und 60er Jahre einfangen, gehören sie zu den schönsten bayerischen
Kinderhörspielen.
Clarin
mit seiner dritten Ehefrau Christa, seiner
Tocher Anna und seiner Enkelin Leonie bei
der Premiere des Spielfilms "Pumuckl
und sein Zirkusabenteuer" 2003 in München
Photo
Petra Umlauf
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Den Durchbruch über die Grenzen Bayerns hinaus erlangten
die Koboldsgeschichten jedoch durch die Fernseh-Verfilmung unter
der Regie Ulrich Königs. Nach dem Tod Alfred Pongratz 1977 übernahm
mit Gustl Bayrhammer ein weiteres bayerisches Urgestein die
Rolle des Meister Eders und gab dem Schreiner endlich ein unverwechselbares
Gesicht.
Zusammen mit Bayrhammer und vielen
weiteren bayerischen Volksschauspielern begeisterte
Clarin mit seinem Pumuckl
vier Generationen von Kindern, in deren Erinnerung der
Kobold unsterblich geworden ist. Sicherlich
lag dieser Erfolg auch an der unvergleichlichen Fähigkeit
des fünffachen Vaters, sich auf die kindliche Lebenswelt
einzulassen.
Der Abschied von Hans Clarin bedeutet auch den
Abschied
vom Pumuckl, denn schon der letzte Spielfilm "Pumuckl und
sein Zirkusabenteuer", den Clarin aufgrund seiner
schweren Erkrankung an den Stimmbändern nicht mehr
selbst synchronisieren konnte, hat gezeigt - ohne die Synchronleistung Kai Taschners
schmälern zu wollen -, daß kein anderer als Clarin
den kleinen Kobold
sprechen kann. Im Gespräch mit Christiane Pütter vom Münchner
Merkur meinte Ellis Kaut, der Pumuckl würde es nicht durchgehen
lassen, daß ein Mensch einfach so einschläft und nicht wieder aufwacht
- er würde sich vielmehr "hinstellen und sagen: Aufwachen! Sofort die
Augen aufmachen!" Doch diese bleiben für immer verschlossen, aber in
unserer Erinnerung lebt Clarin weiter.
Michael
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Clarin
in seiner letzten Rolle als Bergpfarrer
im August 2005
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Bayerischer Rundfunk
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