Hörspiele erinnern an die Kindheit

Krimis und Horror sind die am häufigsten gehörten Genres. Die Detektivserie "Die Drei ???" ist am beliebtesten. Erwachsene mögen "Kinderhörspiele". Und der Bekanntheitsgrad von Hörbars ist zwar gering, das Interesse daran allerdings groß. Das alles zeigt sich in den Ergebnissen der sozioland-Umfrage rund um das Thema Hörspiele, an der sich von Mitte März bis Ende Juni über 1.800 Personen beteiligt haben.

Sozioland, im August 2005 "Ich kann ohne Hörspiele nicht leben!!", lautet das leidenschaftliche Bekenntnis eines sozioland-Befragten. Und so wie ihm geht es vielen. Die Verkaufszahlen von Hörspielen schnellen in die Höhe, in den Bookshops stapeln sich CDs mit gesprochener Literatur, Hörbars etablieren sich in den Metropolen. Ruhig Zuhören ist hier Gebot. Knistern und Rauschen statt flimmern - die Reize sind akustisch, das Visuelle spielt sich im Kopf ab. Jede/r kann sich die Figuren nach ihrer/seiner Fantasie ausmalen.

Gerade Twens und Thirtysomethings lassen sich gerne mit den Klassikern aus ihrer frühen Jugend beschallen. Sie tauchen ein in die Welt der "Kinderhörspiele" und akzeptieren keine Grenzen zwischen Erwachsensein und Kindheit. "Ich finde es seltsam, dass wir in einer Zeit leben, in der Hörspiele als 'kindisch' angesehen werden, der Konsum von Gaga-TV bei den Privatsendern aber kaum jemandem 'peinlich' ist", bekräftigt ein Hörspielkonsument, der sich an der Umfrage beteiligt hat.

Warum hören Erwachsene Kinderhörspiele? "Alles Perverse", wie ein kulturpessimistischer Umfrageteilnehmer behauptet, oder kennt Leidenschaft etwa kein Verfallsdatum? Welche Hörspielreihe ist eigentlich die beliebteste? Sind Hörbars eine gute Erfindung? Und darf man Hörspiele verfilmen? Der Hype um Hörspiele war Grund genug für sozioland, bei der ständig größer werdenden Gemeinde der Audio-Freunde einmal nachzuhorchen, aus welchem Grund sie welchen Geschichten wo lauschen. Hier die Ergebnisse des großen Lauschangriffs!

Phantasiebeflügelnde Unterhaltung bei der Hausarbeit

Die Gründe, warum Hörspielen gelauscht wird, sind vielfältig. Unterhaltung und Entspannung stehen dabei für über 70% der Teilnehmer im Vordergrund. Hörspiele helfen 57% der UmfrageteilnehmerInnen beim Einschlafen und fungieren für 52% als Erinnerung an die Kindheit. 42% sehen Hörspiele als Alternative zum Fernsehen. 39% befriedigen so ihre Sammelleidenschaft. Für knapp 36%, darunter mehr Männer als Frauen, dienen Hörspiele als Anregung ihrer Fantasie. Und für Pragmatiker sind Hörspiele eine "Ablenkung beim Kochen, Putzen, Waschen", bei "längeren Autofahrten" und während "langweiliger Arbeitstage". Sie können eine "Alternative zum Lesen bei Augenproblemen" sein, geben den Kick "zum Gruseln und Schaudern" und, und, und,...

Hörspiele schlagen Hörbücher

Eine Folge der Jungdetektive "Die Drei ???" oder der neue Roman von Martin Walser in der Hörfassung, klassische Hörspiele oder gesprochene Literatur, sogenannte Hörbücher? Den meisten Audio-Fans fällt da die Entscheidung nicht schwer: Hörspiele erfreuen sich unter den Befragten von sozioland größerer Beliebtheit: Fast 63% ziehen sie den Hörbüchern (10%) vor. Und 26% der Befragten hören beides gleich gerne.

 

"Die Drei ???" ist beliebtestes Hörspiel

Kinderhörspiele sind alles andere als Kinderkram: "Bin selber schon erwachsen - na und?", lautet die lapidare Antwort eines Befragten. "Es gibt keine Kinderhörspiele...Die sind für alle da!", bekräftigt ein anderer. Junge Erwachsene zwischen 19 und 24 Jahren hören zu 64% noch lieber "Kinderhörspiele" als Befragte unter 18 Jahren (55%). Auch 55% der 24 bis 29jährigen und immerhin noch 27% der über 40jährigen mögen sie. "Ich bereue die Zeit zwischen 15-27 Jahren, in der ich keine Hörspiele vor dem Einschlafen gehört habe und mich lieber in den Betten fremder Frauen herum getrieben habe", gesteht ein Bekehrter. Wer weiß, was für Hörspiele...

Durch Hörspiele an die Kindheit erinnert

Ein halber Prozentsatz aller Befragten meint zu wissen, dass Erwachsene keine Kinderhörspiele hören - und liegt da falsch. Genauso falsch wie ein anderer Befragter, der abfällig urteilt: "Das ist für mich reines Mitläuferverhalten". Doch warum tauchen auch erwachsene Menschen in die Welt von Kinderhörspielen ein? 83% geben als Grund an, dass Erwachsene sich gerne an die Kindheit erinnern. Jeweils 25% hören sie wegen des eigenen Nachwuchses, weil sie nicht so viel Aufmerksamkeit erfordern oder interessante Charaktere mitspielen. 12% finden, dass Kinderhörspiele inhaltlich einfach besser sind. Für manche sind sie "Fantasie anregend","Flucht vor dem Alltag", eine "heile Welt". Und ein Hörspielfan freut sich, dass man sich "endlich Hörspiele leisten kann, für die damals das Taschengeld nicht gereicht hat".

CD ist beliebtestes Medium

"Auf welchem Medium hören Sie Hörspiele am liebsten?", wollte sozioland wissen. Die meisten, etwa 72% aller Frauen und Männer, bevorzugen den runden Silberling. Doch die umständlichen, rauschenden Tonbänder bieten der CD die Stirn. Sie gelten mittlerweile als Kult und erleben ein Revival: Gerade die jüngeren Befragten unter 24 Jahren hören ihre Hörspiele überdurchschnittlich häufig auf Kassette. Große Zustimmung mit weit über 60% finden Kassetten auch bei denjenigen, die täglich ein oder mehrere Hörspiele hören. Die müssen es ja wissen. Insgesamt 54%, weit mehr Frauen als Männer, hören Kassetten. Lediglich 33%, darunter eher Männer, lauschen Hörspielen auf dem mp3-Player. Radio und LP mögen jeweils nur etwa 8%. Bei den älteren Befragten sind Radio und CD überdurchschnittlich beliebt, Kassetten scheinen da out zu sein.

Wie ist das mit Hörspielen und extensivem Konsum? Wecken auch sie ein Suchtpotential? 12% aller Befragten hören täglich mehrere Hörspiele, weitere 24% täglich eins. 17% konsumieren 1-2 Hörspiele in der Woche und 8% hören sehr unregelmäßig. Insgesamt finden sich nur leichte Geschlechterunterschiede und auch keine herausragenden Alterseffekte.


Literatur ist für Männer Lauschgift

Bei der Vorliebe für Hörbücher oder Hörspiele finden sich gravierende Geschlechtsunterschiede: Zwar erwärmen sich auch die meisten Frauen, nämlich 49%, eher für Hörspiele, doch über ein Drittel mag beides. Und überdurchschnittlich viele weibliche Befragte, fast 14%, lassen sich lieber mit Hörbüchern beschallen. Männer antworten eindeutiger: 73% ziehen Hörspiele den Hörbüchern vor und nur 20% mögen beides gleich gern.

Krimis und Horror vielgehört

In welchem Hörspielgenre werden Klangwelten am liebsten bereist? Die Tendenz geht eindeutig zu Krimis, für 73% der Befragten das Lieblingsgenre. Auch Grusel/Horror kann immerhin 58% der Nennungen auf sich vereinigen. 51% der Befragten lauschen am liebsten Kinderhörspielen und 35% schwören auf Science-Fiction. Traditionell-Literarisches lassen nur 16% gerne an ihr Ohr.

"Die Drei ???" ist beliebtestes Hörspiel

Als erfolgreichste Hörspielserie Deutschlands gilt die Detektivserie "Die Drei ???", bis vor kurzem noch mit Regiealtmeister Alfred Hitchcock als Schirmherr. Auch die sozioland-Befragten bestätigen das. Für etwa 70% der Männer und Frauen sind die drei Juniordetektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, die Verbrecher in und um ihren Heimatort Rocky Beach jagen, der absolute Favorit. Mit 35% der Nennungen relativ beliebt, vor allem bei Männern, ist außerdem "John Sinclair". Häufig genannt werden auch "Gabriel Burns", "TKKG", "5 Freunde" und "Larry Brent". Ein Viertel der Frauen kann sich für "Bibi Blocksberg" erwärmen, Männer dagegen eher weniger. 33% der sozioland-Befragten schwärmen für weitere Hörspiele, von "Hexe Schrumpeldei", "Harry Potter" und "Karl May" über "Edgar Allan Poe" bis hin zu "Elea Eluanda", "Macabros", "Masters of the Universe" oder "Paul Temple" und, und, und...

 

Hörspiele nicht kinokompatibel

Viele Hörspiele basieren auf TV-Serien und Kinofilmen. Das finden 61% der Befragten nicht gut. Unter anderem, weil man mit der TV Serie den Hörern die Möglichkeit nähme, die eigenen Fantasie zu entwickeln. Schließlich bekäme man vorgesetzt, wie die Personen und Orte auszusehen haben. Neuproduzierte Hörspiele würden die Fantasie mehr anregen, da man noch keine vorgegebenen Bilder im Kopf habe. Und wiederum 59% der Befragten halten wiederum nichts bis gar nichts davon, Hörspiele zu verfilmen. Hörspiele sollen eine eigene Welt bleiben und nicht visualisiert werden, unter anderem, da eine Verfilmung nie mit dem mithalten könne, was man sich beim Hören vorstellt.

Auch Vielhörer haben von Hörbars noch nichts gehört

Mittlerweile kommt keine deutsche Metropole mehr ohne sie aus - die Hörbar, in denen Hörspiele als gemeinsames Klangerlebnis auf dem Programm stehen. Doch haben erstaunlicherweise über 70% der befragten Frauen und 63% der Männer von Hörbars schlichtweg noch nichts gehört. Auch zu über 60% solcher Fans, die sich täglich mindestens ein Hörspiel zu Gemüte führen, ist dieser Trend noch nicht vorgedrungen. Zu metropolenlastig? Von einer flächendeckenden Versorgung auch in ländlichen Gegenden kann jedenfalls nicht die Rede sein. "Wohne in der Provinz.... seufzzz", jammert da ein Umfrageteilnehmer.

24% der Befragten sind zu Hörbars positiv eingestellt. 7%, immerhin fast ein Drittel derjenigen, die sie kennen, sind hingegen keine Freunde solcher akustischer Etablissements. "Ich habe meine eigene Hörbar zuhause...kann mich eher auf Hörspiele konzentrieren, wenn ich alleine oder im engsten Kreis von mir bekannten Gleichgesinnten bin", heißt es unter anderem. Außerdem höre man Hörspiele alleine- maximal zu zweit! Auch Pausen machen oder zurückspulen könne man da nicht. Und mancher konzentrierte Hörspielfreak kann sich wohl in Bars nicht zurückhalten: "Jede Kommunikation wird mit einem Psssst aus irgendeiner Ecke erstickt. In einer Kneipe möchte man sich mit Freunden unterhalten - da kann man nicht zuhören!" (sista)

 

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