Am 09. Oktober 2004

- die superpapagei 2004 record release party -

im           


Am 09.Oktober 2004 stellte sich Oliver Rohrbeck im Anschluß an die Münchner Record Release Party der Jubiläums-Folge "Die drei Fragezeichen und der Super-Papagei 2004" exklusiv den Fragen der Hörspielhelden. Mit der Abschrift dieses bislang unveröffentlichten Interviews wollen wir euch das Warten auf die nächste Drei Fragezeichen - Folge versüßen!
 

 

 

 

 

 

Oliver Rohrbeck beim Siginieren vor der Show

 

Wie geht es Dir, eine Woche nach eurem Auftritt in der Hamburger Color Line Arena?

Vor 12000 Leuten aufzutreten, vor den Leuten, die da alle mit so guten Gedanken hinkommen - das sind alle von der Anlage her so unterschiedliche Menschen und trotzdem kommen die da hin und schicken einem so gute Energien auf die Bühne - und dann gibt es schon standing ovations vor der Show, das war echt ein Hammer und wir wußten, dass es einmal im Leben passiert und insofern haben wir das auch so gefühlt. Ich bin schon die ganze Woche morgens mit dem Gedanken aufgewacht: 'Oh Mann ey, was du da erlebt hast, das war ja ein Wahnsinn'! Also ich spür' das die ganze Woche noch nach; bis das Gefühl erstmal wieder rausgeht, das dauert wahrscheinlich noch ein bißchen.

Du sagtest "einmal im Leben" oder in 25 Jahren noch einmal?

Nee, also, mhm - ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass wir das in 25 Jahren noch machen. Irgendwann wird es so sein, dass wir uns wirklich albern anhören, weil wir endgültig zu alt sind. Dann muss man einfach auch aufhören - irgendwann mal, also jetzt wissen wir wirklich noch nicht, wann und wollen auch gar nicht aufhören! Am liebsten möchten wir das noch 25 weitere Jahre machen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir später wie Peter Kraus rumhüpfen und immer noch die gleichen Kamellen von früher machen. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen, deshalb wird auch irgendwann 'mal Schluss sein - schade ist das natürlich allemal!
Aber dann kommen andere Sachen und andere Aufgaben, die man sprechen und gestalten kann und Worte, die man beseelen kann. Gespannt bin bin ich natürlich auch, was für Geschichten die Drei Fragezeichen nach 25 Jahren eigentlich noch erleben sollen, denn da dürfen keine Frauen und keine Leichen sein, das sind ja ganz stark eingegrenzte Themenbereiche.

Ist das jetzt sowas wie ein Höhepunkt eurer Karriere - ihr habt es ja sogar bis in die Tagesthemen geschafft!

Das ist so ein Ding, ja! Hab' ich auch gesagt, also einmal im Leben in die Tagesthemen ohne jemanden umgebracht zu haben, das ist doch toll! Wir sind ganz stolz darauf, weil wir uns die Master of Chess-Tournee ja auch selbst ausgedacht haben. Damals haben wir uns einfach gesagt, komm' wir wollen das doch 'mal live machen, wie können wir das umsetzen mit Geräuschemacher und so. Das hat ja schon ganz grandios hingehauen, diese Illusion, dieses Kopfkino so gestalten zu können, dass aus den Lautsprechern eine Geschichte kommt, die im Kopf Bilder auslöst, aber auf der Bühne passiert visuell etwas ganz anderes. Das haben wir uns zu dritt ausgedacht und wir sind ganz stolz drauf, dass wir es geschafft haben, dies in so einem großen Rahmen vorzuführen. Ich denke, in diesem Riesenrahmen gab es das noch nicht. Es damit bis in die Tagesthemen zu schaffen, da sind wir wirklich stolz drauf, aber auch nicht so, dass man ein Leben lang nur noch davon zehrt, sondern jetzt werden wir wieder andere Sachen machen.
Ich muss dazu sagen, mich reizen gerade diese Lesungen von Kurzgeschichten oder das Trash-Hörspiele-Machen, denn es ist live und richtig schöne Kleinkunst. Das ist wie Jazz: Jazz kannst du nicht im Fernsehen gucken, das hat überhaupt keine Wirkung - ja und so ein großes Hörspiel könntest du dir auch nicht im Fernsehen angucken, denn es funktioniert einfach nicht. Aber heute Abend live auf einer kleinen Bühne, das ist ganz toll und macht einem Spass. Für mich ist das die große Abwechslung zum Studioalltag. Wenn du den ganzen Tag im Studio bist und hinter den Kulissen arbeitest, dann ist das Live-Vorlesen von Kurzgeschichten und das Spielen mit dem Publikum wirklich wunderbar! Deshalb will ich das in den nächsten Jahren auf jeden Fall weitermachen, mit ganz vielen anderen Sprechern und anderen Geschichten, natürlich auch aus den Drei Fragezeichen - auf jeden Fall!


 

 

 

 

 

Olivers Live-Inszenierung mit dem Publikum des Münchner Funky Kitchen


Du hast gerade angesprochen, dir nicht vorstellen zu können, nochmal 25 Jahre lang die Drei Fragezeichen zu machen. Es gibt ja auch Stimmen, die sich kritisch über die neuen Geschichten und die zunehmende Kommerzialisierung der ganzen Serie äußern. Geht da nicht langsam tatsächlich auch so ein bißchen Flair verloren?

Also, wenn es so weit ist, finde ich, dann stimmts. Ich denke auch, irgendwann geht Flair verloren,... aber auf der anderen Seite treten ganz viele Fans einfach noch an uns heran und sagen, macht das doch noch weiter, wir wollen die Drei Fragezeichen zum Einschlafen, das ist so 'ne Art Beruhigung... Wir werden jetzt aber bestimmt nicht die Liveauftritte überstrapazieren und jedes Jahr mit einem neuen Drei Fragezeichen - Stück versuchen, die großen Hallen zu füllen. Das wäre eine Überkommerzialisierung. Wenn wir das nochmal machen, dann in zwei, drei jahren vielleicht nochmal, aber wer weiß, ob es dann wieder im gleichen Rahmen stattfindet oder ob wir uns eine neue Möglichkeit der Aufbereitung überlegen, das weiß ich jetzt nicht. Grundsätzlich finde ich dieses gemeinsame Hörfeeling gut. Denn viele Leute empfinden es als sehr schön, einmal mit tausend anderen Leuten, die auch jeden Abend bei diesen Geschichten einschlafen und genauso alt sind, zum gemeinsamen Hören zusammenzukommen, aber trotzdem das Erlebnis der eigenen Rocky-Beach-Bilder im Kopf zu haben, ohne nun unsere drei Fratzen immer im Blick haben zu müssen. Auch wenn das natürlich reizvoll ist, darf man das natürlich nicht überstrapazieren, dem stimme ich eigentlich auch zu. Ma gucken, also neue Kassetten werden wir erstmal noch weitermachen, jedoch die Liveauftritte werden in jedem Fall wieder etwas zurückgestellt.

Weil du gerade von euren "drei Fratzen" gesprochen hast, was ist das denn eigentlich für ein Gefühl, so im Rampenlicht zu stehen? Am Anfang eurer Karriere als Junior-Detetive war es ja so, dass man Bilder von den Sprechern zurückgehalten hat. Doch mittlerweile seid ihr die Popstars der Synchronsprecher geworden.

Ganz am Anfgang wollten die uns sogar so aufbauen, das weiß ich noch. So Anfang der 80er, als wir eigentlich das richtige Alter hatten, da meldete sich schon mal die Bravo, um ein Interview zu machen. Doch wir haben damals als Kinder gesagt, nööh, kein Bock! Also klar eh, da hatte ich doch kein Bock - als Punkrock in die Bravo zu kommen, das wär' mir peinlich gewesen! Nee, kein Bock und so! Und die anderen beiden Jungs haben auch sofort gesagt, wollen wir nicht! Wir haben das immer abgeblockt. Später haben wir dann auch gefordert, bitte keine Photos, weil wir den Leuten keine Bilder vorgeben wollten. So ging das eigentlich bis zur Folge 100. Doch dann hieß es, kommt, jetzt müssen wir auch Photos machen. Es wäre ja albern gewesen zu sagen, wir machen jetzt keine Photos oder nur hinter einer Wand, weil da waren wir nun altersmäßig schon jenseits der Mauer von Justus Jonas, Peter und Nob und konnten auch keinem mehr die Illusion rauben. Ist doch klar, daß wir nicht mehr so jung sind wie die drei, insofern machen wir da auch niemanden etwas mehr kaputt, denke ich 'mal.

Wo sind denn eigentlich Peter und Bob heute?

Wir waren gestern alle zusammen in Hamburg und in Kiel. Peter fährt nächste Woche für drei Monate nach New York und Bob, also Andreas ist nach Berlin zurückgefahren, denn er hat da zu tun.

Ihr wart ja sehr schick letztes Wochenende. Was war das für eine Geschichte mit der Fliege, die Peter getragen hat?

Mhm, ja - ja wir hatten alle einen Frack, aber Peter hat als einziger eine schwarze Fliege. Deshalb haben wir ihm auch nochmal gesagt, nanu, du hast ja eine schwarze Fliege, tragen das nicht nur Kellner? Er war darauf auch gleich ganz verunsichert. Aber dann hat er sich nochmal erkundigt und hat doch recht gehabt, denn in den 30er Jahren trug man auch als Dirigent schwarze Fliegen. Das war dann völlig legitim.

Sag mal, warum sprichst du eigentlich nicht mehr bei den Fünf Freunden mit?

Das ist eine ganz einfache Geschichte: Wir sind damals ausgetauscht worden. Und zwar hat Frau Koerting nämlich gedacht, jetzt habe ich hier die Sprecher schon 24 Folgen - oder wie viel wir gemacht haben - jetzt versuche ich das 'mal mit neuen, jungen Sprechern, dann kriege ich vielleicht auch jüngeres Publikum... So bekommt sie immer wieder das Laufrad von vorne in Bewegung, hat sie gedacht! Erst hat sie für uns als die original TV-Stimmen geworben, weil wir die TV-Serie synchronisiert haben, und plötzlich waren wir abserviert und von heute auf morgen stand dann auf der Kassette: Endlich neue Stimmen! Bei den Fünf Freunden haben sie das ausprobiert, doch weil das nicht funktioniert hat, haben sie es bei den Drei Fragezeichen auch nie probiert - zum Glück!

Was machst du eigentlich, wenn du nicht Justus Jonas bist, sondern Oliver  Rohrbeck - wenn er nicht synchron spricht ?

Am wenigsten im Jahr bin ich ja Justus Jonas, das sind sechs Termine im Jahr. Eigentlich ist das die Rolle, die am bekanntesten geworden ist, aber die einen eigentlich zeitlich am wenigsten beschäftigt im Jahr.
Ansonsten kümmere ich mich in meiner Freizeit um meine Kinder oder koche gerne. Außerdem gehe ich zum Fußball, ich hab 'ne Dauerkarte für Herta BSC. Ich habe ja außerdem hier Freunde in München, die kommen jedesmal, wenn Bayern in Berlin spielt, und wenn Herta in München spielt, fahren wir immer nach München und dann gehen wir zusammen zum Fußball. Das ist auch ganz schön! Sonst fahre ich zu meiner Schwester, die wohnt auf dem Lande. Auch habe ich im Moment angefangen, mir so alte Hörspiele, die ich teilweise gar nicht habe, auszuleihen von Leuten, von denen ich weiß, die haben das; Der kleine Muck und sowas hatte ich gar nicht. Deshalb habe ich es mir jetzt zu Hause endlich so geschaffen, dass ich mir die Hörspiele alle von einer Kassette auf den Computer aufnehmen kann. Außerdem habe ich jetzt zum Beispiel gerade nach zehn Jahren meine alten Platten aus dem Keller geholt, auch die Musik, und habe mir einen Plattenspieler gekauft. Jetzt höre ich meine alten Platten alle wieder an und habe gerade auch so eine kleine Nostalgiewelle.

Und deine Kinder hören hoffentlich fleißig mit, oder?

Die hören ehrlich gesagt auch Drei Fragezeichen gerne, ja und überhaupt Hörspiele

...und wie ist es, wenn Papi dabei eigentlich einen Gleichaltrigen oder fast Gleichaltrigen spricht?

Ach, das können die eigentlich ganz gut ausschalten, das funktioniert ganz gut!

 

 

 

 

 

 

 

Oliver im Gespräch mit Hörspielheldin Petra


Was wärst du denn geworden, wenn du nicht Synchronsprecher geworden wärst?

Weiß ich nicht. Ich habe nicht 'mal Abitur, aber vielleicht hätte ich das dann gemacht, denn ich habe es nämlich in der zwölften Klasse abgebrochen. Da hatte ich plötzlich keinen Bock mehr und bin zur Schauspielschule gegangen. Vielleicht wäre ich dann irgendwas mit - aber das werden ja auch nicht viele - Auslandsjournalismus oder so was geworden, oder... Also ich glaube, dann wäre ich gerne rumgereist, aber bestimmt hätte ich irgendetwas mit Worten gemacht, Worte finden, Texte schreiben oder irgendwas. Bücher kann ich zum Beispiel nicht schreiben oder auch für Drehbücher fallen mir keine Geschichten ein; mir fällt kein Plot ein, auch nicht für ein Hörspiel oder so, dass ich sage, ja und jetzt toller Kriminalplot, der bringt den um, weil das - fällt mir nicht ein. Aber ich kann Dialoge ganz gut schreiben. Das mache ich auch für die Synchronbücher, da weiß ich sofort, wie die Sätze sein müssen oder wie die Figur das vielleicht sprechen müsste. Wenn ich so einen Text lese, habe ich sofort im Ohr, wie der sprechen müsste oder was für eine Sprachmake der haben müsste. Aber den Plot finde ich nicht selbst.

Welche Frage nervt dich eigentlich an Interviews am meisten?

Nerven tut eigentlich gar keine Frage, aber es kommen natürlich Fragen immer wieder: Zum Beispiel, was ist deine Lieblingsfolge - kommt immer wieder, die wird relativ häufig gestellt!

Wie ist das mit der Tatsache, dass du gerne auf die Rolle des Justus Jonas festgelegt wirst. Nervt dich das als Künstler ein bißchen, weil du ja gesagt hast, du machst auch vieles anderes?

Nee, nervt mich nicht, weil ich mache ganz viel anderes und habe ja bewusst irgendwann gesagt, ich höre jetzt mit Theater und Fernsehen auf, um hinter den Kulissen zu arbeiten, indem ich Synchronregie, Texte und so mache. Das, was ich mache, finde ich, muss auch jetzt nicht immer die große Beachtung finden und nicht ständig in der Zeitung stehen. Das brauche ich ehrlich gesagt nicht. Das passiert jetzt hier mit den Drei Fragezeichen andauernd, dass man Radiointerviews macht und sowas. Und das freut mich auch, denn das ist immer noch nichts Normales, finde ich, dass man jetzt andauernd gehört oder gefragt wird. Aber was ich jetzt sonst für Filme oder so mache, dazu muss ich nicht andauernd befragt werden. Also, ich brauche es jetzt für mich nicht. Ich finde es eine ganz tolle Sache, was ich beruflich mache und es macht mir Spass! Ich mag meinen Job sehr, bin hochzufrieden mit dem, was ich mache und fühle mich sehr ausgefüllt, aber ich weiß nicht - also ich komme ganz gut so klar.

Letzte Frage - was fällt dir spontan zu München ein , was verbindest du mit München?

In München habe ich ganz viele Erlebnisse gehabt, einerseits, weil ich hier regelmäßig zum Fussball herkomme, anderserseits bin ich früher hier schon oft gewesen, denn ich hatte hier viele Freunde. Mit 16 und 18 bin ich im Vespaclub gewesen und da sind wir bundesweit zu Vespatreffen gefahren, auch nach Italien und England. Da hatte ich immer ganz feste Freunde aus München vom Vespaclub München. Deshalb war ich in der Zeit ganz oft hier in München, um dann mit denen weiter nach Italien oder in die Schweiz  zu fahren. Dann sind wir mit der Vespa da rumgekurvt - daran habe ich noch ganz viele Erinnerungen! Außerdem ist damals auch einer von unseren Fünf Freunden, der Oliver Mink, nach München gezogen, den habe ich noch ganz oft besucht, weil ich sehr gut mit ihm befreundet war; leider hatte er später so einen furchtbaren Unfall und ist seitdem querschnittsgelähmt, lebt aber immer noch hier in München. Insgesamt war ich eigentlich sehr oft hier und habe ganz viele Erlebnisse hier. Tja, aber was ich damit verbinde, weiß ich jetzt nicht auf Anhieb - mehr viele verschiedene Erlebnisse, statt eine bestimmte Sache oder so.

Wann sehen wir dich wieder?

Weiß noch nicht - ich hoffe ja nächstes Mal mit einer anderen Lesung, dass wir 'mal mit anderen Kollegen nach München kommen um diese Kleinkunstabende hier machen zu können. Wenn wir so kleine Auftritte mit Lesungen hier optimal hinkriegen, wäre das schön, denke ich. Nicht immer nur auf der Drei-Fragezeichen-Geschichte, sondern andere Sachen mit anderen Sprechern; hier wohnen ja auch genug Kollegen, mit denen man so eine Veranstaltung machen kann.

Vielen, vielen Dank für deine Engelsgeduld!

Gerne - nee gar nicht, war ganz interessant - solche Fragen stellt einem ja immer keiner!

Ich habe mich sehr gefreut, denn ich war schon den ganzen Tag total aufgeregt, weil du doch zu den Hörspielhelden meiner Kindheit gehörst!

Ebenfalls!


 

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Hörspielheldin Petra mit Oliver Rohrbeck


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