>>Es ist immer noch ein riesiges Gealber<< Sascha Draeger und Niki Nowotny im Gespräch mit Hörspielheldin Petra
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Wie erklärt Ihr Euch die Tatsache, daß nicht nur die 9 bis 14jährigen TKKG hören, sondern auch die 20 bis 35jährigen? Sascha: Das müßtet Ihr ja eigentlich wissen. Ich glaube,
daß ist so eine Nostalgiewelle. Ich glaube, es gibt wahrscheinlich so eine
Phase in der Jugend, wo man es uncool findet und das nicht mehr hört. Dann
kommt eine Zeit, wo man sagt "Ach Mensch, das war doch lustig, damals unter der
Bettdecke" oder wie auch immer, wo auch immer, wann auch immer, zu welchen
Gelegenheiten. Vielleicht möchte man diese Erinnerung an die Jugend oder
Kindheit ein bißchen aufheben. Niki: Mir erzählen immer mal wieder die 14 bis 25jährigen - oder teilweise sogar älter - das sie es bspw. oft bei Freunden gehört haben, wenn sie bei denen übernachtet haben und heimlich länger aufgeblieben sind; oder im Internat. Wenn ich erkannt werde - was zwar nicht so oft vorkommt - dann werde ich meistens von Internatskindern erkannt. Die sagen dann "Ich kenne deine Stimme irgendwo her". Also die "Hanni und Nanni"-Leser? |
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Niki: Die fingen dann irgendwann einmal an, TKKG zu hören. Sascha: Da spielt ja auch im Internat. Niki: Genau, ja, aber im Adlerhorst! Stichwort "Erkennungswert". Wenn Ihr bspw. im Supermarkt an der Kasse steht, kommt es dann schon einmal vor das jemand sagt "Die Stimme kenne ich doch"? Sascha: Mir geht es eigentlich nicht so. Zumindest nicht an der Kasse und auch nicht im Taxi, sondern eher, wenn man mal länger mit jemanden spricht. Oder wenn ich z.B. Werbung spreche für eine Agentur oder einen Kunden. Die sagen dann meistens - und meinen ja, es ist lange her - hast du nicht früher den Tim oder Tarzan gesprochen? Aber das man an der Kasse irgendwann sagt "Stimmt so..." (Sascha und Niki lachen schallend), so weit ist es noch nicht. |
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Aber Du, Niki, arbeitest doch hier in einer großen Münchner Firma und hast sicherlich viel Kundenkontakt. Passiert Dir das da nicht? Niki: Ich arbeite eigentlich in der Industrie. Ich bin
Journalist. Bei Erwachsenen ist es nicht so. Es sind Leute, die jünger sind als
wir, eigentlich unter 30. Was machst Du, wenn Du gerade nicht synchron sprichst, Sascha? Sascha: Synchron, Werbung und Hörspiel sprechen ist schon mein
Hauptberuf. Wahnsinnig viel Zeit bleibt mir da nicht. |
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Was habt Ihr für eine Ausbildung durchlaufen? Sascha: Ich muß gestehen, daß das bei mir so ein bißchen learning by doing war. Ich habe schon relativ früh als Kind angefangen und bin natürlich auch ein bißchen vorbelastet durch meinen Vater, der Schauspieler, Sprecher und Regisseur ist. Dadurch bekommt man das so ein bißchen mit. Die richtige perfekte Schauspielausbildung, die man in unserem Beruf eigentlich haben sollte, habe ich nicht so richtig genossen. Niki: Bei mir ist es ähnlich. Ich habe als Kind ein Kinderprogramm gemacht und synchronisiert, und dann hat sich das so ergeben. Eine richtige Schulung gab es nicht, vielmehr gute Regisseure, die einem bestimmte Techniken beigebracht haben. An welchen Projekten arbeitet Ihr aktuell? Sascha: Ich mache momentan sehr viel für eine neue Serie von Stephen King, die heißt "Deadzone". Sie ist in Amerika sehr erfolgreich und läuft dort gerade in der 3. Staffel. Da spreche ich den Hauptdarsteller John Smith, Anthony Michael Hall heißt der Schauspieler. Die Serie wird wohl Ende September in Deutschland auf RTL II starten. Es sind 45 Folgen zu synchronisieren und das nimmt relativ viel Zeit in Anspruch. Niki: Ich mache Industriefilme als Fernsehjournalist oder Produzent. Was das Sprechen angeht, mache ich im Moment fast ausschließlich TKKG oder mal kleinere Geschichten wie Jingles und Promotion. |
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Gibt es eine bestimmte Produktion, bei der Ihr gerne einmal mitsprechen möchten und wenn ja, warum? |
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Sascha: Also generell freut man sich natürlich über jede
anspruchsvolle Synchron- oder Hörspielrolle. Alles, was eine Herausforderung
ist, gefällt mir gut. Man hat in Hamburg das Problem, das dort wenig Kinofilme
gemacht werden. Es wäre schon schön, wenn wir da auch die ganz tollen Kassenknüller
synchronisieren würden wie es in Berlin bereits der Fall ist. Niki: Ja, ein Kinofilm wäre natürlich auch spannend oder mal eine große Serie. Es ist ja immer mal wieder im Gespräch gewesen, daß nochmal ein TKKG-Film gemacht wird, ein Zeichentrickfilm. Das wäre vielleicht auch ganz lustig. Aber sonst bin ich jetzt mehr Produzent oder Filmemacher im Industriebereich als Sprecher. |
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Was bringt Ihr denn von Eurem persönlichen Charakter in die Rollen von Tim und Karl mit ein? Wo seid Ihr Euch ähnlich/ unterschiedlich? Sascha: Was mich mit Tim verbindet, ist, daß wir beide Rennrad fahren. Das ist bei mir allerdings erst später und nicht über die Rolle gekommen. Ansonsten bin ich im realen Leben nicht ganz so draufgängerisch wie der Tim sich immer gibt, oder? Niki: Weiß ich nicht, vielleicht nicht ganz so (lacht). Wie ist das bei Karl? Niki: Ich beschäftige mich auch ganz gern mit Computern. Der Karl ist ja immer so ein bißchen technikaffin. Es gibt viele Leute, die sagen, die Rolle färbt schon ein bißchen ab, du bist schon manchmal ein Schlaumeier. Ich habe ebenfalls schon sehr früh ein Handy gehabt wie der Karl. Ich fahre nicht so viel Rad wie Tim. Der ist da schon sportlicher und der Karl macht das dann mehr mit dem Köpfchen. Hört Ihr privat auch Hörspiele? Sascha: Ich schon bei Gelegenheit. Aber es ist nicht so, daß ich mich Abends ins Bett lege und den Kassettenrekorder anmache. Ich höre im Auto gerne Radio, kann aber nicht sagen, daß ich eine riesige Bibliothek zu Hause hätte mit den Kassetten. Was sagst Du dazu, daß sich viele Fans darüber beschweren, Tim würde immer mit der "Hau-drauf-Methode" arbeiten, Sascha? Sascha: Ich kann das auf der einen Seite schon verstehen, da das Ganze manchmal nicht sehr realistisch und nicht zur Nachahmung empfohlen ist. Andererseits ist das ein Hörspiel, eine fiktive Geschichte, ein Märchen. Ich glaube, das lebt natürlich auch davon, daß man sagt: "Oh, was der Tim da wieder gemacht hat". Als Kinder fanden wir das ganz toll, was die alles erleben. Wir haben auch immer Abenteuer gesucht, aber nicht so richtig gefunden, keine Verbrecher gefunden. Das ist vielleicht auch ganz gut, daß das, was da passiert, doch Fiktion ist. |
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Schlußfrage: Warum hört sich Gabys Stimme in den neuen Folgen so anders an, weniger nasal? Sascha: Vielleicht weil sie den Synchronpreis gewonnen hast und seitdem anders spricht?! (Niki lacht schallend). Nein, das ist mir gar nicht so aufgefallen, aber das müßtet Ihr sie selber fragen. Niki: Sie singt ja auch. Sascha: Sie singt? Oder sie ist erkältet seit einigen Folgen. Also mir persönlich ist das jetzt nicht so aufgefallen bei ihr, sonst würde ich sie einmal darauf ansprechen. Wie alt seid Ihr eigentlich im wahren Leben? Sascha: Frauen verraten ihr Alter ja nicht und Hörspielsprecher auch nicht. Ich bin inzwischen 37. Niki: Ich bin 36. Geht es einem nicht auf die Nerven, immer 14jährige zu verkörpern? Sascha: Also immer ist ja übertrieben. Wir machen das vier Mal im Jahr... Niki: ... und haben 22 Jahre Erfahrung damit. Sascha: Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt. Mit 20 fanden wir es schon ein bißchen komisch. Inzwischen finden wir es eher wieder lustig, als daß es uns nervt. Niki: Ich denke auch, mit 18 war es nicht so cool. Da haben wir es zwar gemacht, aber es macht eigentlich in den letzten Jahren wieder mehr Spaß, weil es einfach auch schön ist, wenn man sich vier Mal im Jahr trifft. Es ist immer noch ein riesiges Gealber! Sascha: Es ist nicht mehr ganz so albern wie mit 14, 15, aber es ist immer noch ziemlich albern - es wird wieder alberner. Vielen Dank, Euch beiden! |
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Interview: Petra
Umlauf - Photos: Julian Purtz |
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