Bibi Blocksberg "Die verhexte Hitparade" (27)

Gast-Rezension
von Daniel

Hallo Leute,

 

in der letzten Zeit habe ich euch schon einiges über meinen kleinen Lieblingskobold erzählt. Heute möchte ich mich mit meiner kleinen Lieblingshexe Bibi Blocksberg befassen. Und zwar mit der Folge "Die verhexte Hitparade".

Die Geschichte fängt schon sehr lustig an. Nämlich damit, dass der Erzähler Joachim Nottke alias Erwin-Erzähler selber ein bißchen singt. Das Zusammentreffen von Bibi und Herrn Crawalli ist ebenfalls eine Belastungsprobe für die Lachmuskeln. Am Anfang dachte ich, ich würde meinen Ohren nicht trauen, als Kravali wirklich sagte, ihn würde die Stimme von Bibi begeistern.
Die Szene, in welcher Bibi im Tonstudio das Lied auf das Band singt, ist auch in einer anderen Hinsicht sehr lehrreich. Sie zeigt nämlich eindrucksvoll, wie man mittels musikalischer Verzerrung aus fast jeder Stimme einen Ohrwurm machen kann. Allerdings finde ich die Musikbegleitung für den Zweck schlecht gewählt. Offensichtlich handelt es sich um über den Computer abgespielte Instrumente, welche leicht übersteuert klingen. Ich denke für so einen Zweck wären ein leiseres Schlagzeug in Kombination mit einer Geige oder Flöte fast besser geeignet. Dass Bibi es stört, dass Herr Crawalli sie wie eine 5-Jährige behandelt, ist durchaus verständlich. Allerdings weiß ich nicht, ob man ihm das wirklich übel nehmen kann. Denn schließlich sollte Bibi sich ja nach seinem Vermarktungskonzept wie eine 5-Jährige präsentieren, um die Kasse klingeln zu lassen.

In dieser Szene gibt es noch einen Satz, den ich gerne ausführlicher behandeln würde. Auf die Aussage von Bibi hin, dass sie den Text blöd findet, meint Crawalli "das macht ja  nichts".  So unverständlich es für manche im ersten Moment klingen mag, er hat damit recht. Bei derartigen Musikaufnahmen ist die Frage nämlich nicht, ob es dem Interpreten oder dem Aufnahmetechniker gefällt, sondern ob es einer breiten Masse gefällt. Und wirklich sinnvoll müssen die Texte ja auch nicht sein. Ich denke da an Heintje, dessen "Glockenstimme"  bis heute noch viele Großmütter zum Schmelzen bringt. Und das, obwohl seine bekannten Titel "Mama" und "Heidschibumbeidschi" weder besonders orginell sind, noch besonders anspruchsvolle Texte haben. Apropo Heintje: Auf mich macht die Geschichte den Eindruck, als wollte Kravali Bibi zu einer Art weiblichen Heintje formen. Übrigens gibt gibt es gar nicht mal so wenige Topstars, die einige ihrer Hits für absoluten Schwachsinn halten. Beispiel: George Michael hatte vor längerer Zeit in aller Öffentlichkeit zugegeben, dass er seinen großen Weihnachtshit "last christmas", den ich schon gar nicht mehr hören kann, weil er im Radio so oft gespielt wurde, total blödsinnig findet. Die Hysterie von Bernhard Blocksberg ist sehr erheiternd, gibt aber auch Gelegenheit zum Nachdenken. Es gibt nämlich viele Eltern, die so wie er in dieser Geschichte bei derartigen Gelegenheiten für ihre Kinder die Möglichkeit ihres Lebens sehen. Das kann im Extremfall jedoch sehr gefährlich werden. Ich möchte hier nur darauf verweisen, dass in Holland einige Eiskunstläuferinnen von ihrem Trainer sexuell missbraucht wurden, und sich niemand etwas zu sagen traute, weil alle Angst um die große Zukunft hatten. Die Übungsstunde bei Frau Diwa zeigt aus meiner Sicht eindrucksvoll, worin im Musikunterricht oft das Problem liegt. Es läuft einfach viel zu steif ab.
Der Schluss des Hörspieles ist das Einzige, was ich ein bißchen kritisieren muß. Bedenklich finde ich etwa den Satz von Bibi: "Es gibt nur einen Menschen auf der Welt, der weiß was gut für mich ist. Nämlich ich, Bibi Blocksberg." Dieser Ansicht dürften auch viele der jungen Zuhörer teilen. Ich teilte sie in diesem Alter auch. Mittlerweile weiß ich aber, dass kein Kind weiß, was für seine Zukunft am besten ist. Ich habe ein bißchen Angst, dass dieses Hörspiel diese jungen Hörer in ihrer Ansicht bestärken könnte, was für diese im Extremfall eventuell zu Problemen führen könnte. Die Schlusszene mit Bibis Fernsehauftritt ist zwar sehr erheiternd, aber jenseits von jedem Praxisbezug. Bibi sollte hier ja in einer Art Schnulzenhitparade auftreten. Man stelle sich mal vor, in so einer volkstümlichen Hitparade tritt ein Powergirl auf, welches im Hosenanzug über die Bühne rockt. Meine Oma würde da mit Sicherheit ausflippen! Und ich bin mir sicher, dass es beim Sender sehr viele Anrufer geben würde, die sich beschweren würden. Aus meiner Sicht wäre es besser gewesen, wenn man versucht hätte aufzuzeigen, dass es in solchen Situationen manchmal einfach besser ist mitzuspielen. Denn ich glaube die Geldmengen, die man hierbei verdienen kann, sind so groß, dass man es ruhig verdauen kann, sich auf der Bühne, wie ein braves kleines gehorsames Mädchen zu benehmen.
Fazit: Ein wirklich unterhaltsames und erheiterndes Hörspiel, welches jedoch leider in manchen Passagen den Bezug zur Realität verliert.

Daniel

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