Die Abenteuer des Herrn


 

Herr Benedict und seine Schwester führen ein ausgesprochen langweiliges Leben. Während er tagtäglich seine Büro-Formulare von rechts nach links schiebt, legt sie zu Hause in der kleinen Stadtwohnung die gefaltete Bügelwäsche von links nach rechts und umgekehrt. Kein besonders spannender Einstieg für eine Geschichte könnte man meinen, wäre da nicht die Sache mit den Zirkuskarten gewesen. Die hat Herr Benedict nämlich gewonnen und weil seine allerliebste Schwester ihn derart drängt, begleitet er sie - wenn auch schlecht gelaunt und äußerst widerwillig - zur Vorstellung: Zum Glück, denn an dieser Stelle kommt das Hörspiel erst so richtig in Gang. Schlafmütze Benedict nutzt die erste Pause, um den Löwenkäfig zu besichtigen und siehe da, der König der Tiere fängt plötzlich an zu sprechen. Man erfährt, daß er sich nichts sehnlicher wünscht, als sein stählernes Gefängnis wenigstens einmal zu verlassen, aber selbst die Gitterstäbe nicht durchbeißen kann.

Wieder zu Hause angekommen, wird dem verstörten Benedict bewußt, wie sehr sein eigenes Leben im übertragenen Sinne doch dem traurigen Alltag des Zirkuslöwen gleicht: "Formular 75 b/ 17 nach links, Formular 75 b/ 18 nach rechts. [...] Eigentlich bin ich wie ein Tier im Zirkus, springe von einem Podest auf das nächste, wenn nur die Peitsche laut genug knallt." Und so kommt es, wie es kommen muß. In einer mondhellen Nacht befreit Herr Benedict den Löwen (wunderbar grimmig gesprochen von Axel Ludwig) und mit ihm den nimmersatten Pinguin Mischa Mendelsohn, die boxende Känguruh-Dame Sugar Ray Lennard, das Gelsenkirchener Indianderpferd James Gregory Grantpeck sowie Nadja, die russische Tanzbärin. Doch kaum zu Hause angekommen, lassen die ersten Probleme nicht lange auf sich warten.

Die Wohnung ist viel zu klein, es gibt nichts Vernünftiges zu essen und das soll die Freiheit sein? Noch dazu ist da Benedicts ungläubige Schwester, die angesichts des duschenden Pinguins erst einmal in Ohnmacht fällt und nur schwer davon überzeugt werden kann, nicht verrückt zu sein. Natürlich vermißt auch der Zirkusdirektor seine Tiere, die sich am Ende zwischen einem geregelten Arbeitsleben im Zirkus und dem unsicheren Abenteuer, das Leben heißt, entscheiden müssen...



 

Herr Benedict: Bert Cöll
Schwester: Kordula Leisse
Lotti: Gisela Keiner
Löwe: Axel Ludwig
Jimmy: Frank Bahrenberg
Sugar Ray: Lena Beyer
Nadja: Petra Glunz-Grosch
Mischa: Norman Matt
u.a.

Buch: Martin Baltscheit
Regie: Holger Buhr & Stephan Düpre
Musik: Holger Buhr
Illustration: Martin Baltscheit

Titelsong gesungen von Christoph Streit
Produktion: db music, Neuwied 2002. 2003

Obwohl die Auftaktfolge "Der Löwe" relativ handlungsarm ist und in erster Linie der Einführung der Personen und damit der wichtigsten Hintergrundinformationen dient, macht die tierische Rasselbande große Lust auf weitere "Abenteuer des Herrn Benedict". Die auf der Grundlage von Martin Baltscheits (u.a. als Nachbar Kalunke) Drehbüchern basierende Serie sprüht nur so vor Witz und Ironie, was sich besonders in den Dialogen zwischen der Quasselstrippe Mischa Mendelsohn und dem ewig boxenden Känguruh Sugar Ray zeigt. Sprechende Namen, Wortspiele und die unverblümte Situationskomik bringen nicht nur die empfohlene Altersklasse der ab 4jährigen, sondern auch die etwas älteren Hörspielfans zum Lachen, etwa dann, wenn sich der Pinguin in der zweiten Folge ("Auf der Flucht") an Fischstäbchen samt Packung überfrißt und der elitäre Zirkusgaul zeitgleich vor die Tür des Nachbarn äpfelt.

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Kinderproduktion wird hier der positive Gesamteindruck nicht durch die Lieder, die die Handlung zwischen den einzelnen Tracks kommentieren und zusammenfassen, getrübt. Die Musik ist vielmehr von einer mitreißenden Fröhlichkeit gekennzeichnet, weshalb man sofort geneigt ist, den Machern der "Herr Benedict"-
Homepage zu glauben, wonach das Einsprechen und Einspielen einer neuen Folge für alle Beteiligten immer ein "ziemlich fetziges Fest" zu sein scheint. Auf die Formel des Titelliedes gebracht: "Herr Benedict wir danken dir für diese schöne Mühle hier und auch dein liebes Schwesterlein schließen wir mit ein!"

Petra

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