Hui Buh, Hui Buh, Hui, hui, hui, hui. Leider muß es dem werten Leser der nun folgenden Rezension vorbehalten bleiben, sich die entsprechende Tonalität dieses Spukrufes vorzustellen. Um die sehnsüchtig erwartete Geisterstunde für die ungeduldigen Gemüter unter uns aber gleich vorwegzunehmen:
Die
königliche Samtbox ist, wie ihr Name schon sagt, majestätisch, wenn ich mir diese vorlaute Bemerkung erlauben darf. In güldenen Lettern auf rotem Satin präsentiert sich HUI BUH das Schloßgespenst erstmals in einer exklusiven Special-Edition, die es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat: Neben einer CD in klassischer Vinyl-Optik, auf der die erste von insgesamt 23 Folgen der Serie zu hören ist, beinhaltet die akustische Schatztruhe einen dreiminütigen, rostig-rasselnden Extra-Song.

 

 

 

 

 

 

Eberhard Alexander-Burgh

 Hans Clarin, Heikedine Körting und Karin Anselm im Tonstudio

Hier wird die rostige Rasselkette von HUI BUH ausgesucht

 

Am Mischpult: Heikedine Körting mit Andreas Beurmann und Eberhard Alexander-Burgh

Eberhard Alexander-Burg liest HUI BUH 

Heikedine Körting und Hans Paetsch

© EUROPA Sony BMG Music Entertainment




Erstauflage von Hui Buh auf Vinyl, Folgen 1 bis 5


Special-Edition in roter Samtbox
 

 
Original-Hörspiel zum Kinofilm

Allerdings dürfte die von Ralph Siegel produzierte Version von HUI BUH das Schloßgespenst wohl den wenigstens Hörern mehr bekannt sein, zumal es sich um eine heute nur noch schwer zu erhaltene Rarität aus den 80er Jahren (ariola 103 160 - 100) handelt, die seinerzeit mit Mitternacht auf Schloß Burgeck einen zweiten Titel enthielt. Den Verantwortlichen sei es daher verspukt nochmal gedankt, daß sie eines der beiden Juwele endlich hinter der dicken Fledermaus-, pardon, Hörspielkammertür hervorgeholt haben, denn schließlich geben sich hier niemand geringerer als Michael Schanze und Hans Clarin die Ehre. Ein bißchen eins, zwei oder drei, dazu den Schlapphut und die rostige Rasselkette geschwungen - schon klappern auch die eigenen Knochen rhythmisch im Mondenschein: Hui Buh, Hui Buh, vom Turm es schaurig hallt, Hui Buh, Hui Buh, es wird dir schaurig kalt.

Ganz warm wird es einem dagegen, wenn man die anderen Extras aus der alles andere als vermoderten Hörspieltruhe hervorholt, als da wären ein Poster des Covers im LP-Format sowie ein mehrseitiges Booklet mit Kurzgeschichte und Illustrationsentwürfen aus dem Nachlaß von Autor Eberhard Alexander-Burgh. Während man in der Geheimnisvolle Burgbrunnen nachlesen kann, wie es dazu kam, daß der tollpatschige Klagegeist eines Tages vollkommen kopflos war, beinhaltet die Rückseite des Mini-Plakates ausführliche Informationen zu seiner Entstehungsgeschichte. Dabei erfährt man, daß das schußlige Schloßgespenst bereits in den 50er und 60er Jahren über den Äther flimmerte und die erste dazugehörige Platte 1969, also vor mehr als 35 Jahren, bei EUROPA erschien. Zahlreiche Fotos u.a. von den Studioaufnahmen erinnern neben dem Schriftsteller vor allem an jene, die zweifellos maßgeblich zum ungebrochenen Erfolg der Hörspielserie beigetragen haben: Hans Clarin (1929-2005) und Hans Paetsch (1909-2002). Damit ist die seit Ende Juli erhältliche Special-Edition in ihrer Gesamtheit nicht bloß ein Volltreffer in die Blaubeersuppe oder gar ein Muß für jeden Sammler, sondern vielmehr eine tiefe Verbeugung vor den Klassikern unserer Kindheit.

© EUROPA Sony BMG Music Entertainment

Was die aktuelle Verfilmung des Kinderklassikers betrifft, so scheiden sich allerdings die Geister. Während die einen Michael Bully Herbig als Schloßgespenst Hui Buh einfach nur urkomisch finden, verweigern sich die anderen seiner semi-menschlichen Visualisierung. Welch Glück, daß an dieser Stelle selbstmurmelnd nur das Original-Hörspiel zum Film besprochen werden soll, mit dem es sich, offen gesagt, oftmals wie mit dem Original-Roman zum Film verhält: Eine bloße Adaption der Dialoge verdirbt Lese- bzw. Hörspaß.
Dem hat EUROPA jedoch gleich in zweifacher Hinsicht vorgebeugt, indem man erstens einen Erzähler hinzufügte, wo die Tonspur allein das Geschehen nicht ausreichend erklärte, und selbigen mit Andreas Fröhlich besetzte. Daß dieser stellenweise an den Reisetagebuch lesenden Bob aus
Die drei ??? und der Nebelberg erinnert, sei an dieser Stelle nur nebenbei bemerkt, schließlich ist und bleibt die Grundhandlung der Geschichte die altbekannte: Als einziges, behördlich zugelassenes Gespenst hat HUI BUH ein herrliches Leben auf Schloß Burgeck. Zumindest, bis König Julius der 111. (Christoph Maria Herbst) auftaucht, der sich noch dazu mit Leonora Gräfin zu Etepetete (Heike Makatsch) verloben möchte. Der Versuch, die Sterblichen wieder loszuwerden, endet für Hui Buh in einer Katastrophe: Der König verbrennt seine Spuklizenz, nichtsahnend, daß er damit den unheimlichen Daalor (Kaspar Eichel) auf den Plan ruft, der den Unglücksgeist in die Seelensuppe schicken möchte.

Zugegeben, keine schlechte Idee für die, im strengen Sinne, 24. Folge. Nur dürfte es eingefleischten Fans schwer fallen, die "neuen" Stimmen als rechtschaffenes Äquivalent zur ehrwürdigen Serie zu akzeptieren. Besonders das Schloßgespenst, welches auf der Leinwand vom schaurigen Skelett zur tolpatschigen Trickfigur mutierte, wird im Kopfkino mehr als einmal zu einem näselnden Abahachi mit angedeutetem Raumschiff. Wehmütig läßt einen überdies Hans Clarin zurück, der hier erstmals in die Rolle des Kastellans schlüpft und entgegen der früheren Produktionen bereits erschreckend geschwächt wirkt - die Premiere des Films durfte der 75jährige zum Leidwesen seiner Fans nicht mehr erleben. Fast schon dem Brauch entsprechend, spricht erfreulicherweise Hans Paetsch die einleitenden Worte, die den fortwährenden Zweifel mancher Menschen an echten Gespenstern zum Ausdruck bringen sollen.
Ebenfalls ganz in der Tradition, das sei verraten, steht ferner das (Happy) End der Erzählung, an dem sich wieder einmal alles zum Guten wendet. Weil die Besprechung eines Hörspiels zum Films in gewisser Hinsicht immer auch eine Bewertung der Leinwandadaption sein müßte, und weil sich die vorliegende Geschichte laut Cover an Hui Buh-Freunde ab 5 Jahren richtet, spukt sich die Rezensentin an dieser Stelle aus dem Staub und beobachtet vom Burgturm das Treiben einer neuen Hörspielgeneration, die die computer- und soundtechnisch im 21. Jahrhundert angekommen Helden sicherlich derart lieben wird wie einst die ewigen Kassettenkinder - huiii buh.

Petra (06.08.2006)

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