Ein Motor, der nicht anspringt, gefolgt von einer Eingangsmelodie, die an Unschuld nicht zu überbieten ist und dem Zuhörer eine trügerische Idylle vorgaukelt. "Just Justice", die - so Newcomer-Label HigherSense in HigherSins - "Mysteryhörspielreihe in drei Teilen", beginnt eigentlich recht harmlos.

Der Bostoner Jurist David Wilkins befindet sich auf dem Rückweg von Gutbesitzer Andrew Simmons, mit dem er im Namen seiner Kanzlei dringende Geschäfte zu besprechen hatte. Eine Autopanne macht es Wilkins jedoch unmöglich, die Fahrt an diesem Abend fortzusetzen. Zum Glück bietet sich Mr. Maier, der Betreiber einer Gärtnerei aus der Gegend an, den jungen Anwalt zum
Gasthaus seines Schwagers mitzunehmen. Doch soweit kommt es nicht.

Ein Traktor versperrt urplötzlich den Weg.
Blut- und Düngerspuren kleben überall,
nur vom Fahrer scheint jede Spur zu fehlen.
Was anfänglich wie ein Unglück ohne Opfer aussieht,
entpuppt sich im Laufe des Geschehens als Auftakt
zu einem 50minütigem Verwirrspiel,
in dem die Grenzen zwischen Realität und Fiktion
für alle Mitwirkenden nur schwer auseinander zu halten sind.
Ist der Unfallverursacher vielleicht verletzt
und läuft verwirrt durch die Gegend?
Was hat es mit der Legende von dem mysteriösen Tier auf sich,
das angeblich aus dem Wasser steigt,
um die Fischer mit sich in die Tiefe zu ziehen?
Verstärkt durch die gewaltige Macht der Elemente Licht und Dunkelheit
werden nach und nach nicht nur die beiden Männer, sondern auch sämtliche Bewohner und Angestellte des alten Simmonsanwesen zum Spielball einer Kreatur, die in Wahrheit als willkommener Sündenbock für die dunklen Rachegelüste einer Beteiligten dient. Sintflutartige Regenfällige und die beschwörende Erzählerstimme von Zakarya Said (auch als Gärtner Mr. Maiers) lassen eine Atmosphäre entstehen, die gezielt mit dem Unterbewußten, d.h. mit der subtilen Angst ihrer Zuhörer spielt und damit auf der,
so die Produzenten, "schmalen Linie zwischen Mystery und Horror" angesiedelt ist. 

Letzteres würde vielleicht auch erklären, warum Erzähler- und Figurenebene bei Just Justice zu Beginn vollständig voneinander getrennt wurden. Der anfängliche "Switch" innerhalb der Genres "Hörbuch" und "Hörspiel" und damit der Wechsel zwischen trügerischer Idylle und atmosphärisch dichter Geräuschkulisse tragen zum Spannungsaufbau des Erstlingswerks bei.
Einziger Wehmutstropfen der an sich gelungenen Pressung: Eine etwas seltsame Auflösung unter Leitung eines noch seltsameren Kommissars, der ausgestattet mit der Stimme von Dominik Blühtgen nicht einmal mehr als "Just Justice" - sehr frei übersetzt "gerade noch gerecht" - durchgehen kann. Vielleicht schafft man es bei dem unter Dieter Rhode gegründeten Label ja, kleine Unstimmigkeiten wie diese in den bereits auf der
Homepage mit Cover angekündigten Folgen "Just Justice 2" und "Just Justice III" zu beheben;
das Tor zum Audioolymp sollte unter diesen Voraussetzungen für das kommende Projekt mit dem vielversprechenden Namen "SternenSchatten" - eine mystische Hörspielserie in vier Teilen - zumindest wieder ein Stück weit aufgehen.


Petra

Maiers & Sprecher:
Anwalt Wilkins:
Mrs. Simmons:
Robert,  Diener:
Leichenbeschauer:
Letisha, Dienstmädchen:
Kommissar:
Mr. Simmons:

Technik:

HigherSense

Zakarya Said
Martin Sabel
Sybille Schrey
Michael S. Ruscheinsky
Christian Senger
Christiane Reichert
Dominik Blühtgen
Aart Veder

Moritz Matthes

in HigherSins 2004


 

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