1987 muss es gewesen sein, auf einer Geburtstagsparty eines Klassenkameraden; Mädchen waren bei unserem elitären Kreis von pubertierenden Jungs natürlich nicht eingeladen, denn das war in der sechsten Klasse ziemlich verpönt und uncool. Angesagt waren stattdessen Computerspiele wie Commando oder Winter Games auf dem legendären C64 oder aktuelle Actionserien. Was für ein Glück, dass besagter Freund einen gut ausgestatteten 80er-Multimedia-Hobbykeller benutzen durfte - mit riesiger Röhrenglotze und Video200-Rekorder! So konnten wir uns eine der angesagtesten Serien des jungen deutschen Privatfernsehens in Dauerschleife anschauen: Knight Rider - e
in Auto, ein Computer, ein Mann - schon das deutsche Intro macht klar, wer der eigentliche Held dieser Serie war: Auch wir träumten von einem solch genialen Auto, wie es K.I.T.T. 2000 war!


Retro-Casio

Neidvoll blickten wir auf unsere höchstens drei verschiedene Pieptöne von sich gebenden Casio-Quarzuhren, wenn K.I.T.T.s Partner Michael Knight seinen "Kumpel" um Hilfe rief. Ohne zu Zögern turboboostete daraufhin der unkaputtbare schwarze Trans-Am über Mauern, durchbrach Stahltore und sonstige Hindernisse. Dass man dabei ab und zu sogar die Absprungrampen sehen hätte können, störte uns nicht, waren die Stunts doch wie bei "Ein Colt für alle Fälle" noch handgemacht!



Michael Knight (David Hasselhoff) ruft seinen Partner K.I.T.T.

Michael Knight, der draufgängerische Partner dieses Wunderautos mit dem trocken-blechernen Humor, interessierte uns hingegen nur zweitrangig. Schon wenige Jahre später war den meisten von uns David Hasselhoffs lockige Vokuhila-Frisur, seine engen Jeans und die furchtbaren 80er-Lederblousons suspekt und spätestens mit seiner Schmalzrock-Hymne "Looking for freedom" 1989, die wirklich nichts mit dem deutschen Mauerfall zu tun hatte, war es endgültig vorbei mit der Begeisterung - zumindest offiziell, wollte man nicht als unverbesserlicher Langweiler gelten. Ohne dass wir es so richtig bemerkt hätten, ging mit diesem Sinneswandel für uns eine Fernsehdekade zu Ende. Die tiefe Begeisterung, die ich Ende der 1980er Jahre für das bunte amerikanische Vorabendserienprogramm auf RTL empfunden habe, stellt sich nicht mehr ein. Die Glotze bleibt schwarz, obwohl vor allem die privaten Fernsehstationen zahlreiche alte Serien bis heute immer wieder ins Programm hieven. Auch wenn sie "digital aufgearbeitet" in schmucken Sammler-DVD-Boxen wieder zu kaufen sind, wirken Produktionen wie Knight Rider heute auf mich insgesamt fade. Die Actionszenen sind  gekünstelt, fast stümperhaft und die vorhersehbare Handlung reizt spätestens nach der ersten Werbeunterbrechung zum Weiterzappen...

 Schon die Fernsehneunziger überholten mit ihren neuartigen Formaten den einsamen Helden des Highways, der seit Serienstart 1982 in insgesamt 90 Folgen (bis 1986) mit quietschenden Reifen und einem rollenden Urzeitcomputer gegen das Unrecht auf der Welt ankämpfte.

KNIGHT RIDER Hörspiele von Europa

Dass es die Abenteuer des Michael Knight zeitgleich ab 1989 auch als Europa-Hörspielserie gab, wusste ich damals nicht! Umso begeisterter war ich über die ersten Flohmarktfunde der insgesamt 26 vertonten Hörspielfolgen.



Europa-Werbebeilage ca. 1989

Endlich weiß ich, "wie alles begann": Mit Spannung lauschte ich dem von einer gewissen Tragik überschatteten Zusammentreffen zweier harter Männer, wie sie nur die 80er Jahre ins Fernsehen bringen konnten: Der todkranke, von der Schlechtigkeit der Welt tief enttäuschte Wilton Knight (gesprochen von Lothar Grützner) nutzt seinen unermesslichen Reichtum, um ein Wunderauto entwickeln zu lassen, den Knight Industries Two Thousand (genial gesprochen von Synchronlegene Gottfried Kramer).
Den richtigen Mann für seine Pläne im Kampf gegen das Unrecht findet er in dem beinahe tödlich verletzten Polizisten Michael Long, dem er als Michael Knight (gesprochen von Andreas v.d. Meden) eine völlig neue Identität verschafft und ihn am Sterbebett in die Pflicht nimmt: Ein einzelner Mann kann etwas ausrichten!
Zum Glück steht hinter diesem modernen Kreuzritter für das Gute und Gerechte die von Wilton Knight gegründete Foundation für Recht und Verfassungsfragen, die fortan von Devon Miles (gesprochen von Hans Sievers) geleitet wird. Zusammen mit den Technikerinnen Dr. Bonnie Barstow (in den Staffeln 1,3, 4; gesprochen von Antje Roosch) bzw. April Curtis (in der Staffel 2; gesprochen von Micaela Kreißler), die im rollenden Hauptquartier der Foundation, einem Sattelschlepper, vor allem für das Wohlergehen K.I.T.T.s sorgen, werden spannende Abenteuer erlebt, bei denen das glückliche Ende oftmals auf der Kippe steht.
Neben Kleinganoven und skrupellosen Verbrechern, die im internationalen Waffenhandel oder im großangelegten Stil Geldwäsche betreiben, retten K.I.T.T. und Michael Knight auch Leben (Folge 2: Wettlauf mit dem Tod). Um erfolgreich ermitteln zu können, schreckt Michael auch nicht davor zurück, seinen Kumpel K.I.T.T. zu beschwindeln, indem er behauptet, vom Dienst suspendiert worden zu sein. Trotzdem hält sein automobiler Partner treu zu ihm, auch wenn er froh ist, dass dies nur ein ausgebuffter Blöff der Foundation war (Folge 14: Michael fällt in Ungnade) Als K.I.T.T. durch ein Säurebad vollkommen zerstört wird, bricht Knight fast zusammen (Folge 10: Eine schreckliche Falle). Zum Glück schaffen sie es jedoch gemeinsam, wieder zu alter Stärke zu kommen, denn im Kampf gegen seinen Widersacher, den missglückten Prototypen K.A.R.R. droht fast die Niederlage (Folge 3: Der schwarze Teufel taucht wieder auf)! Ungewöhnlich brutal geht es auch in der Folge 19 mit dem Titel "Tödliche Orchideen" zu, denn dort kommt ein hübsches junges Model bei einem Giftanschlag ums Leben. Michael Knight gelingt es jedoch in allerletzter Minute, sich und einem weiteren weiblichen Opfer das Gegengift zu sichern und dem Verbrecher Renard das Handwerk zu legen. Egal welchen Fall er löst - sicher ist ihm hierbei immer die Zuneigung seiner weiblichen Klienten! Nur K.I.T.T. versteht nicht immer die Verwirrspiele um Liebe und Leidenschaft...

Im Unterschied zur Fernsehserie sind die Hörspiele ein wirklicher Genuss, denn hier gelingt im Kopf ein nostalgischer Ausflug in die Gefühlswelt meiner Jugend. Dadurch dass unter der Regie von Heikedine Körting geschickt ein Erzähler (Christian Günter) die nötigen Informationen zur Tonspur der Originalsynchronisation ergänzt, kann man die Handlung gut nachvollziehen! Ein absolutes Muss - K.I.T.T., starte schon mal das Band!

Michael

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