Nachdem EUROPA bereits Anfang April
"Die drei ???" mit einem "Geisterzug" in ihr 122. Abenteuer geschickt hat,
macht nun auch die am Freitag (25.04.2008) erscheinende Folge der Hörspielreihe
"Point Whitmark" richtig Dampf. Anders als es der 22. Titel vermuten lassen
würde, bekommen Jay, Tom und Derek in "Die blutenden Schlüssel" ebenfalls
Gelegenheit, sich auf Jungfernfahrt mit einer alten Lokomotive zu begeben. Der
auf 36 Stunden angesetzte Trip mit dem "Eternity Express" ist hierbei
vordergründig dazu gedacht, "Die blutenden Schlüssel", das neue Buch des
Wissenschaftlers und Schriftstellers Dr. Baltus Hayes (Werner Ziebig),
werbewirksam zu vermarkten. Zusammen mit einigen anderen unbekannten
Mitreisenden haben sich die drei Hobbydetektive deshalb bereit erklärt, in
verschiedene Rollen aus dem historischem Kriminalroman zu schlüpfen, was den
Sprechern Sven Plate, Kim Hasper und Gerrit Schmid-Foss die witzige Gelegenheit
gibt, stimmlich eine Art "Doppel-Rolle" - als Crew des Radiosenders und Part
der Fahrgäste - zu übernehmen.
Ausstaffiert mit entsprechenden Kostümen des frühen 20. Jahrhunderts werden der Diener (Jay), der Lord (Tom) sowie Lady Ashbington (Derek) so zu Figuren auf einer rollenden Bühne, die sich allerdings schnell als Teil eines Schreckenstheaters entpuppen soll. Denn ausgerechnet das erste fiktive Mordopfer an Board trägt den Namen Hayes', Autor eben jenes zu bewerbenden Werkes, welches den Fahrgästen als Grundlage für ihre Rollenspiele dient. Obgleich die "Leiche" lediglich anhand einer Holzpuppe symbolisiert wird, kommen den Jungs aus Point Whitmark rasch Zweifel an der ungewöhnlichen Marketingtour, zumal der "Tote" kurze Zeit vorher tatsächlich während eines Live-Interviews zusammengebrochen ist. Reiner Zufall oder berechnendes Kalkül? Rückblende: Die Fernsehsendung "Hinter dem Vorhang". Vollkommen unerwartet muß das Gespräch mit dem ehemaligen Leiter der Abteilung für Grenzwissenschaften, Dr. Baltus Hayes, abgebrochen werden. Der Wissenschaftler, dessen primäres Aufgabengebiet vor seiner Entlassung bei der Firma NewTech der "Tod" gewesen ist, scheint nun selbst über dem Abgrund zu schweben. Trotzdem entschließt man sich, die Werbefahrt für sein neues Buch nicht abzusagen und bereits wenige Zeit später rast die Lok ungebremst durch die Nacht. Es ist ein typisches Kennzeichen von Point Whitmark, immer gleich in medias res zu gehen, d.h. ohne lange Umschweife in die Handlung einzuführen. Schon nach wenigen Minuten ist die Ausgangsposition klar umrissen, der Hörer bereits mitten drin im Geschehen. Dieses Vorgehen vermeidet grundsätzlich unnötige Längen und treibt die Ereignisse von Anfang an konsequent voran. Positive Abwechslung erhält Folge Nummer 22 indessen durch die Verlagerung des Schauplatzes, weg von der Küstenstadt, ab auf die Gleise. Daß es sich bei dem Schienenfahrzeug nicht etwa um einen modernen ICE, sondern um eine alten Dampflokomotive aus dem vorherigen Jahrhundert handelt, kommt der Produktion in mehrfacher Hinsicht zugute: Das altertümliche Rattern des Zuges begleitet die sich mehr und mehr überschlagenden Ereignisse und scheint immer dann an Lautstärke und Intensität zu gewinnen, wenn der Spannungsbogen steigt. In Verbindung mit der übrigen, perfekt auf die Szenerie abgestimmten Geräusch- und Musikkulisse, an der u.a. der Produzent der Serie, Volker Sassenberg, Hand angelegt hat, treiben die permanenten Zuggeräusche auf subtile Art den eigenen Pulsschlag enorm in die Höhe. Als besonders facettenreich präsentieren sich zudem die zahlreichen Charaktere, die in ihrer unterschiedlichen Rollen aufeinandertreffen, darunter die schwerfällige Baronin (Regina Lemnitz, u.a. Kathy Bates) oder der geisteskranke Privatdetektiv Mr. Frost (Engelbert von Nordhausen, u.a. Gene Hackmann). Frost bringt die Gerüchteküche im Zug, wonach es um mehr als nur um eine Werbefahrt für einen Roman geht, gleich zu Beginn mächtig zum brodeln. Doch ist sein wirres Gerede wirklich nichts als reine Improvisation im Schienen-Spiel? Wirbelt er Fiktion und Wirklichkeit nur durcheinander? Als plötzlich auch noch ein Gast nach dem anderen verschwindet, wird klar, daß sich ein Geheimnis hinter den blutenden Schlüsseln verbergen muß, die mehr zu sein scheinen als bloße Türöffner, mit denen die Beteiligten durch die Zugabteile gelangen. Die Regeln des Spiels werden langsam außer Kraft gesetzt... Petra |
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