Unbekanntes Pumuckl-Hörspiel entdeckt?

 

Durch einen glücklichen Zufall bin ich in den Besitz einer echten Rarität gekommen: eine bisher unbekannte Folge von Meister Eder und seinem Pumuckl. Diese Folge gibt es nur als Aufnahme des Bayrischen Rundfunks; sie wurde in keiner der späteren Auflagen veröffentlicht. Es handelt sich nicht um die bekannte Oster-Episode, bei der Meister Eder mit seinem Kobold am Ostersonntag zu Besuch bei seiner Schwester ist. Es ist nicht einmal sicher, ob diese Folge tatsächlich "Die Ostereier" heißt - leider beantwortet der Bayrische Rundfunk trotz gegenteiliger Ankündigung immer noch keine Anfragen zu den alten Hörspielen.
Da viele Leser die Folge nicht kennen werden, möchte ich zunächst ihren Inhalt wiedergeben:
In der Episode "Pumuckl und der Lehrling" (später: "Pumuckl sieht alles") nahm Meister Eder den Enkel eines Freundes, den Stephan ("Stephi"), für einige Wochen bei sich auf. Dieser sollte endlich einmal lernen, was harte Arbeit bedeutet, und nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde er zu einer großen Hilfe für den alten Schreinermeister. Nicht einmal die Eifersucht des Pumuckl konnte Meister Eder in der Folge "Pumuckl setzt sich nicht durch" davon abbringen, den Stephi weiter zu beschäftigen.
Stephi ist länger als die zunächst vereinbarten vier Wochen beim Meister Eder geblieben, und nun ist Ostersonntag. Meister Eder hat seinem Lehrling als Geschenk einen Schemel geschreinert. Als der Schreinermeister und sein Kobold auf den Stephi warten, schlägt der Pumuckl vor, den Schemel doch zu verstecken. Nachdem er aber kein passendes Versteck findet, schlägt Meister Eder vor, den Schemel einfach unter den Tisch zu stellen. So offen hingestellt würde Stephi niemals vermuten, daß der Schemel für ihn sei. Der Pumuckl ist von dieser Idee nicht sehr begeistert, kann aber kein besseres Versteck finden.
Währenddessen bereitet Stephi zu Hause ein kleines Geschenk mit Süßigkeiten für Meister Eder vor. Da ihm der Schreinermeister immer von seinem Kobold erzählt hat, packt er auch einen Scherzartikel, "ein Stück Pumuckelei", mit ein: ein Bällchen mit einem Schlauch zum Pumpen daran. Unter einen Teller gelegt, kann man den Teller so zum Wackeln bringen.
Stephis Vater kommt hinzu, und wir erfahren, daß Stephi nach Ostern ein Internat besuchen wird. Seine Arbeit in der Schreinerwerkstatt muß er deswegen aufgeben. Stephi selbst fühlt sich äußerst unwohl bei dem Gedanken, nicht mehr bei Meister Eder zu arbeiten, er würde am liebsten in der Werkstatt bleiben.


Screenshot aus dem Kinofilm "Pumuckl und sein Zirkusabenteuer"
Mit freundlicher Genehmigung von www.movienetfilm.de

In der Wohnung von Meister Eder beginnt Stephi mit der Suche nach seinem Geschenk. Wie der Schreinermeister vorausgesagt hat, sieht Stephi zwar den Schemel unter dem Tisch, nimmt aber nicht an, daß das sein Geschenk ist. Eder freut sich: "Ätsch, Pumuckl!"
Natürlich freut sich Stephi riesig über das Geschenk. Als ihm Eder vorschlägt, als nächstes gemeinsam einen Stuhl für Stephis Zimmer zu schreinern, weicht dieser zunehmend aus. Man merkt deutlich sein Unbehagen, dem Schreiner mitzuteilen, daß er ins Internat muß.
Nun ist Stephi dran, das Geschenk für Meister Eder zu verstecken. Eder weist ihn darauf hin, daß er es sofort finden wird, weil der Pumuckl ja zusieht, wenn er es versteckt. Stephi, der natürlich nicht an den Kobold glaubt, versteckt es schließlich in einer Vase. Als Meister Eder nach dem Hinweis vom Pumuckl sofort auf die Vase deutet, erschrickt Stephi, meint aber, er habe die Vase anders hingestellt, deswegen war es offensichtlich. Stephi schlägt vor, das Geschenk erneut zu verstecken; wenn der Schreinermeister es wieder sofort findet, glaubt auch er an den Pumuckl.
Stephi läßt das Geschenk an dem Versteck in der Vase; er vermutet, Eder wird dort nicht mehr suchen. Eder geht derweil in die Werkstatt - gefolgt vom Pumuckl, weil er ja so gerne Ostergeschenke sucht! Außerdem will der Kobold gar nicht, daß der Stephi ihn für real hält: "Erst am allerletzten Tag mach ich ganz viel Pumuckelei!"
Dem Schreinermeister Eder - und dem Pumuckl - bleibt nichts anderes übrig, als das Geschenk zu suchen. Während sie suchen, kommt Frau Eichinger, die Zugehfrau. Sie bringt Meister Eder einen Strauß Blumen, und wundert sich, daß auch Stephi da ist. "Ja so an Moasta gibt's net no amal, der seim Lehrbuam glei an Schami macht!" stellt sie fest. Eder lobt ihn in den höchsten Tönen vor Frau Eichinger. Dem Stephi selbst wird es darauf so unangenehm, daß er sich verabschiedet und nach Hause geht - ohne daß Meister Eder sein Geschenk gefunden hat.
Frau Eichinger greift die Vase, ohne hineinzuschauen, reingestopft die Blumen hinein, und läßt sie voll Wasser laufen. Der Pumuckl sucht noch immer nach dem Geschenk, kann es aber (verständlicherweise) nicht finden.
Stephis Vater ermahnt ihn zu Hause erneut, Meister Eder bescheid zu sagen. Er macht ihm klar, daß Stephi dies selbst und persönlich tun muß: "Sei ein Mann, Stephan!"
Als Stephi wieder zum Meister Eder kommt, entdeckt er die Blumen in der Vase mit dem Geschenk. Als sie das Geschenk herausfischen, sind die ganzen Süßigkeiten unbrauchbar, aber der Scherzartikel funktioniert noch.
Stephi beichtet unter Tränen, daß er nicht länger in der Werkstatt arbeiten kann. Eder versucht, ihn zu trösten und zu ermutigen. Als der Pumuckl erkennt, daß dies Stephis letzter Tag ist, beginnt er, Geschirr und Besteck hinunterzuwerfen. Stephi denkt jedoch, daß Meister Eder dies mit seinem Ostergeschenk veranstaltet - er glaubt immer noch nicht an den Kobold, verspricht aber, in den Ferien wieder zu kommen.
Der Pumuckl ist am Ende doppelt begeistert: Über Stephis Geschenk freut er sich ebenso wie darüber, daß jetzt sein Bett und Kommode wieder in die Werkstatt dürfen.
Eigentlich ist dies eine recht ungewöhnliche Episode, da der Pumuckl nur eine untergeordnete Rolle spielt, und sich der Großteil der Geschichte zwischen Meister Eder und Stephi abspielt. Möglicherweise war gerade dies der Grund, daß sie niemals veröffentlicht wurde.
Denkbar wäre auch, daß man Stephi nur auf einem Tonträger auftreten lassen wollte, allerdings ist das reine Spekulation.
Stephis innerer Konflikt wird sehr schön dargestellt, er ist hin- und hergerissen zwischen der Autorität seines Vaters und seinem Wunsch, bei Meister Eder zu bleiben. Gerade in den Gesprächen mit seinem Vater kommt wieder einmal der pädagogische Anstrich der Serie zur Geltung.
Alfred Pongratz gibt - wie immer - einen glaubwürdigen und gütigen Meister Eder. Allerdings spielt er in den Szenen, in denen Stephi herumdruckst, sowie bei Stephis "Beichte" noch ein ganzes Stück güter als gewohnt.
Wie alle Folgen des Bayrischen Rundfunks wird auch hier fast ausschließlich im Dialekt gesprochen, lediglich Stephis Vater spricht weitgehend Hochdeutsch (der Pumuckl natürlich auch).
Leider ist die mir vorliegende Aufnahme von relativ schlechter Qualität. Es wäre großartig, wenn der BR die "Stephi-Trilogie" einmal wiederholen würde. Oder gibt es am Ende gar noch mehr Folgen mit dem Lehrling? Das werden wir wohl erst erfahren, wenn der BR eines Tages E-Mails beantwortet...

Florian

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