DER
SCHATTEN AUS DER ZEIT |
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Professor Peaslee leidet unter Gedächtnisverlust. Obwohl nichts in der Familiegeschichte bzw. dem bisherigen Leben auf Wahnsinn oder unheimliche Zusammenhänge hinweist, fiel der Schatten aus der Zeit urplötzlich von außen auf ihn. Die letzten sechs Jahre haben sich seinem Gedächtnis vollkommen entzogen, doch nach und nach zeigen ihm seine Alpträume die schreckliche Wahrheit. |
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Ich-Erzähler Peaslee macht den Zuhörer zum Priester, Psychologen, ja gar zum Zeugen einer Geschichte, wie sie komplexer kaum sein könnte. Während die Handlung zu Beginn etwas langatmig wirkt, steigen Spannung und Grauen mit fortschreitender Erzählung an. So wird auf der zweiten von insgesamt drei CDs eine der Welten genauer erforscht, die der Hauptfigur nach und nach in seinen Träumen erscheint, und erst allmählich wird klarer, worum es in Lovecrafts Geschichte geht: In einer akribischen Beschreibung des Geschehens vernetzen sich Legenden und Halluzinationen, werden mögliche Welten, Wertvorstellungen und das Überdenken verschiedener Gesellschaftsformen durchgespielt. Professor Peaslee selbst erscheint dabei wie ein Doppelwesen im Sinne von Dr. Jekyll und Mister Hyde, zumal er offenbar von einer Sekundärperson ergriffen wurde und in den vergangenen Jahren eine ihm gänzlich unbekannte Existenz führte. Nur langsam und schwer kann er sich an diesen subtilen Schrecken gewöhnen und fängt an, Artikel und Skizzen über seine Erinnerungen und Bilder zu schreiben. Das Grauen, das den Professor zunehmend beschleicht, wächst indessen parallel beim Zuhörer und jagt einem spätestens dann fühlbare Schauer über den Rücken, wo noch die an sich sparsam eingesetzte Musik von Andy Matern zum tragen kommt. Akustisch durchdacht verbindet sich die literarische Vorlage auch mit der gestochen scharfen und ungemein präzisen Aussprache von Synchronkoryphäe David Nathan, der entschieden zu der Qualität dieses Hörbuches beiträgt und damit zu Recht als Idealbesetzung gilt. Passenderweise läßt Autor Howard Phillips Lovecraft seinen Protagonisten selbst eine Warnung an all diejenigen aussprechen, die die nachfolgenden Seiten lesen, was hier im übertragen Sinne wohl Tracks hören meint. Während die detaillierte Sprache der Literaturvorlage wahre Bilder im Kopf entstehen läßt, verwirrt das dem Stoff immanente Schwanken zwischen Traum und Wirklichkeit stellenweise den Geist. Der Schatten aus der Zeit lüftet sich daher wohl im seltensten Fall beim ersten Mal, so daß für diese Produktion aus dem Hause LPL records ein mehrmaliges (hin)hören empfohlen wird.
Petra (Dezember 2006) |
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