Interview mit Dane Rahlmeyer   



 

 

 

Erzähl unseren Lesern doch zuerst ein wenig über dich und was du mit der neuen Serie Gehenna von Pandoras Play zu tun hast?

Also, ich bin Dane Rahlmeyer, bin vierundzwanzig Jahre alt, freier Schriftsteller und Autor und Mit-Produzent von „Grüße aus Gehenna“.

Was machst du, wenn du dich nicht gerade mit der Serie Gehenna befasst?

Dann kümmere ich mich um das Schreiben, Produzieren und die Aufnahmen von anderen Hörspielen wie „Das Dunkle Meer der Sterne“, (erscheint demnächst) „Mitternachtsdetektiv“, „Sternenwölfe“ (bei beiden hat die Vorproduktion begonnen) und anderen.
Im letzten Dezember hab' ich meinen ersten Roman verkauft, und der Verlag hat noch vor Erscheinen des ersten nach dem zweiten Teil gefragt, also bin ich damit auch bald wieder beschäftigt. Neben Hörspielen und Romanen schreibe ich noch Drehbücher - wenn alles gut geht, habe ich das erste davon Mitte Juli verkauft.

Warst du auf einer entsprechenden Schule oder Universität?

Nope: alles learning by doing. Mit acht Jahren hab' ich meine erste Geschichte geschrieben – und mit vierzehn war spätestens klar, dass ich nichts anderes mehr machen will. Mit 20 bekam ich dann ein Stipendium für junge Künstler – was natürlich nochmal ein starker Motivationsschub war, weiter zu machen.

Gibt es beim Schreiben für ein Hörspiel oder ein Drehbuch gravierende Unterschiede zwischen den Medien, die du unbedingt beachten musst?  

Beim Fernsehen/ Kino ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Kosten nicht explodieren. Beim Hörspiel dagegen ist alles möglich – siehe unten. Hier ist es wichtig, mit wenigen Worten eine Welt zu skizzieren – während man beim Fernsehen/ Kino einfach alles ZEIGEN kann, fordert man beim Hörspiel die Phantasie des Hörers heraus.
Man kann durch die Erzähltexte in die Psyche der Figuren eintauchen und mehr auf die Hintergründe eingehen, als das bei visuellen Medien der Fall ist (okay, natürlich kann man im Film auch über Offset-Texte vieles beleuchten – aber davon bin ich kein Fan, es ist eine ziemlich „unfilmische“ Lösung). Beim Film liegt die Herausforderung darin, eine Geschichte nur mit Bildern und Dialogen zu erzählen.

Ist es für dich leichter, ein Skript für ein Hörspiel oder ein Drehbuch fürs Fernsehen zu schreiben?

Beides hab' ich mittlerweile recht gut verinnerlicht (wobei man natürlich niemals auslernt). Schwieriger als das Schreiben ist natürlich das Verkaufen. Aber mittlerweile hab' ich ganz gute Kontakte geknüpft und ich kann jedem angehenden Schriftsteller nur raten: bleibt dran, dann kann man alles schaffen.

Wie bist du zum Medium Hörspiel gekommen? Hörst du regelmäßig Hörspiele?

Ich muss gestehen, als Kind nie wirklich Hörspielfan gewesen zu sein - Bücher, Fernsehen und Kino waren interessanter. Über Umwege bin ich dann zum Medium gekommen, als ich nach alternativen Möglichkeiten gesucht habe, meine Geschichten zu erzählen. Das Großartige an Hörspielen ist, dass man in dem Medium so gut wie ALLES machen kann: ein Flug quer durch die Galaxis, eine Hetzjagd durch Regenwälder, eine Zeitreise in sämtliche Epochen - mit der richtigen Geräuschkulisse ist alles möglich, was die Grenzen von Fernsehen und Kino aus Budget-Gründen sprengen würde.
Außerdem ist es für den Geschichtenerzähler ein besonderes Erlebnis, wenn er mit anderen zusammen die Geschichte lebendig werden lässt: mit den Sprechern, den Musikern, den Produzenten etc.
 

 

 

 

 


 

 

 

 


War Gehenna schon immer als Hörspielreihe geplant?

Nein. Als ich vor über sechs Jahren zum ersten Mal die Idee hatte, dachte ich zuerst an eine Fernsehserie oder einen Film - schwierig, schwierig, schwierig in Deutschland. Als ich dann die Hörspiele für mich entdeckte, war klar, was zu tun ist. Zum Glück traf ich kurz darauf den Steffen, unseren Tonmann - und unsere Sprecher, die ich hier alle Mann grüße.

Beruht die Geschichte wirklich auf einem realen Mythos?

Nein. Es gibt Anspielungen auf reale Mythen und Geschichten wie eben „Gehenna“, eine der Höllen der alten Hebräer oder die „Elohim“ aus der Bibel (zum ersten Mal in Folge zwo erwähnt). Und natürlich ist das Konzept eines Schattenreichs, das neben der Erde existiert, ein alter Hut - wie Niko in Folge eins sagt, kommt es in nahezu jeder Kultur vor. Dennoch ist es immer noch eine reizvolle Idee.
Ein Großteil der Inspiration verdanke ich HP Lovecraft und dem Cthulhu-Mythos - als kleine Hommage dazu heißt unser „Oberbösewicht“ Martyn AZRED, in Anlehnung an „Abdul al-Hazred“ aus Lovecrafts Geschichten.

Auf wie viele Folgen ist die Geschichte rund um Gehenna ausgelegt? Hast du schon weitere Skripten zur Serie fertig? Steht die weitere Handlung komplett fest oder bist du dir über den Ausgang der Geschichte noch nicht im Klaren?

Wenn alles gut geht, und keine Sprecher ausfallen, oder andere Dinge dazwischen kommen, dann wird die Geschichte von Gehenna in zwölf Teilen erzählt. Bis jetzt stehen die Skripte bis Folge vier - die restlichen Folgen habe ich schon vorgeplant, ich weiß also genau, was in jeder Folge passiert, ich kenne sogar die Titel im Voraus (meine Lieblinge davon: „Das Außenseiter-Gen“ und „Die Offenbarung des Alex Leonhard, Vers eins und zwei“).
Ich fange nie eine Geschichte an, wenn ich das Ende nicht kenne. So kann ich überflüssiges aus der Story raushalten, und Andeutungen auf kommende Ereignisse machen (von denen Folge eins und zwei nur so wimmeln - aber viele wird man erst als solche erkennen, wenn man den Rest der Serie gehört hat).

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

Wie ist es zur Zusammenarbeit mit Pandoras Play gekommen?  

Ich kannte die Schattensaiten- und die Chronologie-Hörspiele, und hatte mit Klaus von Pandora Kontakt aufgenommen. Ich hatte ihm ein 40-Minuten-Demo von Gehenna eins geschickt. Kurz darauf haben PP die ganze Serie unter Vertrag genommen - und gleich die Skripte für „Das Dunkle Meer der Sterne“ abgekauft! Ich könnte über die Zusammenarbeit mit Klaus und Katja nicht glücklicher sein: sie ermutigen und helfen, wo sie nur können.

Wie lief die Auswahl der Sprecher ab? Du hast für diese Serie hauptsächlich neue Sprecher genommen. Warum und wie lange hat die Suche gedauert? Wie habt ihr das Vorsprechen organisiert? Haben sich viele Leute gemeldet und gab es auch einige knappe Entscheidungen bei der Rollenvergabe?

Viele Sprecher wurden uns von Freunden empfohlen. Andere kamen über Zeitungsaufrufe zu uns. Je größer das Projekt Gehenna wurde, desto weitere Kreise zog es, und viele Leute kamen praktisch ganz von allein.
Selbst als die Aufnahmen von Folge eins anfingen, waren noch längst nicht alle Leute an Bord: der Casting-Prozess hat sich fast so lange hingezogen, wie das Produzieren der Folge!
Am längsten hat die Suche nach einem passenden Martyn Azred gedauert - da gab es ein halbes Dutzend Kandidaten, und auch wenn sie alle gute Sprecher waren, keiner von ihnen hat letzten Endes die gleiche Bösartigkeit und Selbstironie rübergebracht wie Marco Göllner (bekannt als „Schedoni“ von den Schattensaiten), den ich dann über Pandoras Play kennen gelernt hab' - er ist übrigens auch unser einziger Sprecher „von auswärts“, der noch nie einen Schritt in unser Studio gesetzt hat.

Stand von vornherein fest, dass du auch Regie führen wirst?

Nee. Aber aus Zeitmangel und logistischen Gründen musste ich den Job übernehmen. Was einerseits natürlich gut ist, da niemand die Charaktere so kennt, wie ich. Andererseits war ich völlig unerfahren im Umgang mit den Sprechern - also war learning by doing angesagt.

Inwieweit hattest du beim Hörspiel freie Hand in Bezug auf Skript, Sprecher und Cover?

Vollkommen: Wie gesagt, das Schöne an der Arbeit mit Pandora ist, dass sie uns von Anfang an in ALLEM unterstützt haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Preis pro Hörspiel CD liegt mit 10,90 € im vorderen Preisbereich für Hörspiele. Hättet ihr nicht die ersten beiden Folgen als Bundle zu einem moderateren Preis anbieten können?

Wir haben darüber gesprochen, aber es bot sich damals keine zufriedenstellende (und günstigere) Lösung an. Die Lösung mit den ZWEI CD's hat den Vorteil, das man erstmal in die Serie hineinschnuppern kann, ohne gleich zwanzig Euro oder mehr zu bezahlen.

Wie lange hat es gedauert, angefangen von der ersten Idee zur Serie bis du die erste fertige CD aus dem Presswerk bekommen hast?

Ungefähr vier Jahre habe ich an dem Konzept gebastelt - immer sporadisch, wohlgemerkt, alle paar Monate, während ich mit anderen Dingen beschäftigt war. Die ursprüngliche Idee hat sich in der Zeit sehr geändert, Charaktere kamen hinzu, andere gingen (und tauchen in leicht veränderter Form in anderen meiner Geschichten auf).
Die Aufnahmen und das Produzieren haben dann noch mal zwei Jahre in Anspruch genommen - keiner von uns hatte so was schon mal gemacht, es gab immer wieder unvorhergesehene Verzögerungen. Aber mit der Zeit kommt die Erfahrung, und mittlerweile hat sich eine gewisse Routine eingestellt.

 

 

 

 

 

 

 

Wie war das bisherige Feedback der Hörer zur Serie? Haben die Hörer die Serie gut angenommen?

Das Feedback reicht von „Wen zum Geier interessiert's?“ bis hin zu „Ein Meisterwerk“. Die guten Kritiken überwiegen bislang klar.

Wie weit sind die Arbeiten an Folge 3? Kannst du unseren Hörern zum Abschluss des Interviews etwas über die kommende Handlung verraten?

Folge drei - „Dornberg sehen... und sterben“ - ist etwa zur Hälfte fertig, demnächst werden die letzten fehlenden Sprecherparts aufgenommen. Wie die Erfahrung zeigt, ist es immer schwer, ein genaues Erscheinungsdatum anzugeben, aber ich schätze, zumindest dieses Jahr wird der dritte Teil schon erscheinen - und das ist eigentlich eine eher pessimistische Schätzung.
Zur Handlung: Alex' Exfreundin Vanessa taucht in Dornberg auf, um eine Reportage über die paranormalen Ereignisse in der Stadt zur drehen - zur gleichen Zeit, als ein Dämon unvorhergesehenerweise von Gehenna auf die Erde gerissen wird. Und das erste was er tut, ist Amok zu laufen.
Nach einer unfreiwilligen Begegnung mit dem Monster ist Vanessa besessen von dem Gedanken, selbiges vor die Kamera zu kriegen - und Alex hat alle Hände voll zu tun, sie davon abzuhalten. Für weitere Schwierigkeiten sorgen die Schergen von Martyn Azred, die den Dämon auf ihre Seite ziehen wollen.
In Folge drei erfahren wir einiges über den Gehenna-Mythos, das den Grundstein für die weitere Handlung legt, und wir lernen die Kehrseite der Medaille kennen, nämlich wie die Bewohner von Gehenna die Erde sehen.

Vielen Dank für das ausführliche Interview und die Infos über die Serie. Natürlich überlasse ich dir das Schlusswort an die Hörer und wünsche dir weiterhin viel Erfolg beim Schreiben.

Ui. Ein Schlusswort. Viel gibt's eigentlich nicht zu sagen, außer eines: bei Gehenna sind die wenigsten Dinge, wie sie scheinen. Es lohnt sich, die Geschichten mehrfach zu hören - und natürlich alle Folgen zu hören. Es kommt noch eine Menge auf unsere Helden (und den Hörer) zu.

 

 

 

 
Interview: Christian Kreitmeier 2005

 

 


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