Habt ihr eigentlich Angst,
daß ihr eure Fans schockiert, wenn ihr euch so auf der Bühne zeigt?
Einwurf von Andreas: Sind wir so häßlich?
Oliver: Nein, eigentlich nicht,
weil wir haben auch die Leute schon gefragt, wie es denn ist, wenn sie nachher
wieder zu Hause sind, ob sie dann unsere Gesichter vor sich sehen? Und
dann sagen sie eigentlich alle: Ne, ne. Der eigene drei Fragezeichen-Film läuft
dann weiter im Kopf ab und das ist auch ganz gut so. Das passiert einfach
nicht. Wir spielen denen ja auch nichts vor oder so, also insofern nehmen wir
ihnen ja nichts weg von dem eigenen Film.
Jens: Man kann auch die Augen
zumachen, wenn man möchte. Oder mal zwischendurch, wenn man möchte.
Oliver: ... und dann sitzen die
dann händchenhaltend, kurz vorm Einnicken ...
Andreas: Es ist eben eine Veranstaltung auf eigene Gefahr. Manche Leuten
sagen, ich will da nicht hin - also das sind relativ wenige - ich will mir
nicht diese Illusion kaputt machen. An sich also eine berechtigte Frage! |
Wie groß ist denn die Ähnlichkeit
zwischen euch und den Charakteren von Drei Fragezeichen?
Andreas: Relativ gering.
Oliver: Ganz wenig eigentlich, sie
sind jünger, sie sind Amis... Lachen ... Justus ist ganz anders
eigentlich...
Einwurf von Jens: Peter auch...
Einwurf von Andreas: Figürlich auch!
Oliver:
Das ist so ein Klassennerd eigentlich gewesen, ich stell mir vor, so ein
Rechthaber, der immer kurz davor war, zwei Klassen zu überspringen
wahrscheinlich. Obwohl die drei Fragezeichen ja auch nicht wirklich zur Schule
gehen, die haben ja 12 Monate im Jahr Ferien. Insofern glaube ich, die haben
eigentlich alle übersprungen und deswegen gehen die gar nicht mehr zur Schule.
Einwurf von Andreas: Furchtbar eigentlich!
Oliver (zu Andreas):
Und du bringst den
anderen beiden alles über die Recherchen bei.
Andreas: Ja, aber ihr hört ja immer nicht auf mich. Bob ist ja eigentlich
immer so mehr der Zwitter. Der steht immer in der Mitte und muß immer
vermitteln. Er hat wahrscheinlich das unausgeprägteste Profil. Es ist ja immer
nicht so klar, was macht er. Er ist ja auch kein Detektiv, er ist ja wirklich
nur zuständig für Recherchen und Archiv und deswegen denke ich mal, kann ich
mich
von meiner Person her wahrscheinlich am meisten mit der Figur identifizieren, weil
sie ziemlich profillos ist und ich kann das reinsetzen, was die anderen
aufgrund der Tatsache, daß die Figur klarer ist, nicht können. |
Ihr seid ja nun auch nicht
mehr die Jüngsten -
Andreas: Anfang 20!
Oder eure Protagonisten,
die ihr da spielt. .... Geht es auch nicht manchmal auf die Nerven zu sagen: Mist,
das Fahrrad von Tante Mathilda ist weg und das lösen wir jetzt, den Fall?
Jens: Nein, solche Fälle sind es
ja nicht. Wir sind ja nicht TKKG. Wir sind ja nicht in einem kleinen deutschen
Dorf. Aber das glaube ich insofern nicht, weil das machen wir ja nicht 365
Tage im Jahr, sondern nur vier Tage im Jahr. Wir freuen uns eigentlich immer,
wenn wir uns nach sechs Monaten mal wieder sehen und finden das ganz toll, das
wir auch ganz viele andere Sachen machen. Dadurch haben wir nicht so eine
Überfütterung. Man ist daher überhaupt nicht übersättigt von den drei
Fragezeichen!
Andreas, Du hast ja auch Synchronrollen in "Der
Herr der Ringe" und "Fightclub" gesprochen. Wie lange bereitet man sich auf so etwas vor?
Andreas: Na ja, man bereitet sich da
jetzt nicht so wahnsinnig vor. Du hast ja immer das Original, du hörst ja immer
das Original und dann hörst du, wie der spricht und was der für Pausen setzt,
wo die Musik jetzt anfängt und so. Gut, viel Vorbereitung ist da nicht.
Ich habe mir den Film vorher einmal angehört und ... nix verstanden. Das war
eine Kassette, die war total konfus, schlecht geschnitten und scharz-weiß mit Balken, man konnte eigentlich nichts erkennen. Und dann bin ich erst mal ins
Studio und dann hat man mir den Film erklärt. Und dann habe ich gesagt: Ach so
ist das. Und dann haben wir uns da vorsichtig rangetastet und haben das hier
gemacht. [...] Es ist eben entwas
ganz anderes als bei Hörspielen - Bei Hörspielen muß man nämlich alles selber
interpretieren und selber seine Pausen setzen und selber seine Figur führen.
Deswegen ist Hörspiel auch eigentlich - finde ich - schwieriger, es macht aber
teilweise auch mehr Spaß, weil man eigentlich auch noch mehr in den Vordergrund
rückt und es selber interpretieren kann. Und das ist beim Synchronisieren nicht
so der Fall.
Ihr ward ja letztes Jahr
schon bundesweit mit der selben Geschichte unterwegs. Steht ihr jetzt unter
einem besonderen Druck, weil es ja viele Leute gibt, die das Ganze schon gesehen
haben, oder habt ihr ein paar besondere, neue Einlagen mit hineingepackt?
Jens: Also die Einlagen, die
passieren, die planen wir auch nicht so sehr. Mal ist eine Vorstellung
witziger, mal ist sie vielleicht weniger witzig. Ich glaube, darüber machen
wir uns nicht so viele Gedanken, weil dann würde der Streß wirklich anfangen,
dann würde das Ganze schlechter werden als besser. Also wir gehen jeden Abend
eigentlich relativ spontan und jetzt auch nicht so übervorbereitet auf die
Bühne. Wir verlassen uns darauf, dadurch, daß wir uns schon so lange kennen,
daß es schon irgendwie funktioniert.
Oliver: Es gibt immer irgendwas, wo
man dann spontan plötzlich was darüber sagt, was nicht im Manuskript steht oder
irgendwelche Situationen, die dann
unwahrscheinlich witzig sind. Also wir machen jetzt hier überhaupt keine
vorbereiteten Gags oder so etwas.
Wenn jetzt einer von euch
aus irgendeinem Grund keine Lust, keine Zeit oder wenn ihr es nicht mehr
schafft, bei drei Fragezeichen weiterzumachen, stirbt's, oder?
Oliver: Ja, also wenn jetzt einer
nicht mehr könnte oder so, dann würden wir alle aufhören.
Jens: Einer für alle.
Andreas: Alle für einen. |
Jens: Oder ein anderes Problem.
Als Peter Pasetti damals starb, der ein ganz toller Schauspieler war, fand ich,
das war schon irgendwie auch eine Umstellung. Jetzt ist Matthias Fuchs
auch gestorben.
Andreas: Kein gutes Ohmen.
Jens: Aber ich glaube, Thomas
Fritsch ist noch sehr fit. Lachen.
Wie erklärt ihr euch diesen
unglaublichen Kult, den dieses Hörspiel auslöst? Sachen wie TKKG sind für
Kinder und bleiben das auch. Bei den drei Fragezeichen gibt es wahnsinnig
viele Erwachsene, die Fans davon sind.
Oliver (an den fragenden Journalisten
gewandt): Bist du auch ein Fan von den
drei Fragezeichen?
Journalist: Ich mag sie ganz gern,
obwohl ich sie bis jetzt auch noch relativ selten gehört habe.
Jens: Ich glaube, das können immer
die Leute am besten erklären, die solche Fans sind.
Angeregte Diskussion der Journalisten
über ihre Lieblingsfolgen der drei Fragezeichen in ihrer Kindheit.
Journalist: Wenn Du damit aufwächst,
dann ist das einfach so: die drei sind deine Freunde, die sind eigentlich immer
nett, und nachdem es auch immer so harmlose Erlebnisse sind, die dir eigentlich
auch selbst passieren könnten....
Jens: Aber findest du die so
harmlos? Also, ich weiß ja nicht, wie du lebst, aber... Ich fand immer im
Vergleich zu anderen - entweder gab es so, so irgendwelche richtigen Horror-Hörspiele
...
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Andreas: Die gab's eben damals, 1979,
noch nicht. Da gab es diesen alten EUROPA Schallplatten, die ich z.B.
wahnsinnig gerne gehört habe, also diese Karl May Schallplatten und alles was
von EUROPA war. Das habe ich alles gesammelt, hab ich bei mir zu Hause immer
noch im Plattenschrank stehen und die höre ich mir auch immer noch an. Also ich
kann das schon verstehen, wenn man dann so Lieblingsstimmen hat oder
Lieblingsplatten, wo die Atmosphäre toll ist. Also ich habe immer Konrad Halver
geliebt und Hans Paetsch, und das waren so meine Idole. Und ich kann das schon
nachvollziehen. Und wenn jetzt irgend jemand kommt und sagen würde wir machen
jetzt eine Revival-Geschichte und man würde Hans Paetsch ausbuddeln - der ist
ja jetzt auch schon tod - und Konrad Halver und diese ganzen Leute auf die
Bühne bringen - ich weiß nicht, ob ich mir das auch angucken würde. Das ist ja
hier auch ein Experiment gewesen. Wir haben ja gar nicht gedacht, daß so viele
Leute kommen. Wir haben das konzipiert für 200 Leute. Wir wollten das vier Mal
in der Bücherei lesen, wir wollten sagen: Guck mal, das hat ja Spaß gemacht!
Wir wollten den Spaß, den wir im Studio haben, wir wollten da mal ein bißchen
die Sau rauslassen und wir haben nicht gedacht, daß wir am Ende der Tour vor
insgesamt 70.000 Leuten das Ding hier performed haben. Damit konnten wir gar
nicht rechnen. Also das ist schon erstaunlich. Ich denke mal, dieser Kult, den
es um die drei Fragezeichen gibt, das der sich wirklich selbständig entwickelt
hat. Weil heutzutage ist ja alles Kult. Es gibt eine Band, die hat noch kein
Mensch gehört, dann heißt es gleich: die ist Kult, weil keiner sie kennt. Bei
den drei Fragezeichen ist es so, man hat die Dinger früher gehört und dann ist
man in ein Alter gekommnen, wo man gesagt hat: Es ist mir peinlich, weil ich
hab jetzt ne Freundin und hat alles auf den Dachboden gepackt. Nun hatte man
die Freundin nicht mehr und nun hatte man die ersten großen Sorgen und war
total frustriert und dachte früher war alles besser. Und dann erinnert man
sich: Ich hab doch die Kassetten noch, die meine Kindheit konserviert haben!
Manche haben sie verkauft, da gibt's dann auch noch Ärger. Und dann holt
man die Kassetten wieder und dann hat man, glaub ich, wieder so einen Einzug in
die Kindheit, wo alles in Ordnung war. Man war krank, lag mit 38, 1 im Bett,
und konnte die Mathe-Arbeit nicht schreiben, Mama kam fürsorglich mit heißer
Schokolade und man hat Hörspiele angehört und da ist man dann auch wirklich gesund
geworden. Eingeschlafen und gesund geworden. Und dann mußte man diese scheiß
Mathearbeit doch noch schreiben, am nächsten Tag.
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